Gelsenkirchen. Nachdem am Dienstagmorgen ein mit Essig und Senf beladener Sattelzug gegen die Tunnelwand auf der A2 in Fahrtrichtung Hannover geprallt war, blieb die A2 rund 15 Stunden gesperrt. Das führte zu langen Staus auf der Kurt-Schumacher-Straße.

Klaus Borzüm dürfte vorläufig Grillfleisch lieber pur essen – zumindest aber ohne Senf. Der Oberwärter der Straßenmeisterei Recklinghausen hatte Rufbereitschaft, als ein 34-jähriger Sattelzugfahrer aus Zwickau Dienstag in aller Herrgottsfrühe – die Uhr zeigte 1.10 – auf der A 2 in Fahrtrichtung Hannover kurz vor dem Erler Autobahntunnel gegen die Schallschutzwand krachte.

Der Fahrer hatte vermutlich wegen eines geplatzten Reifens an der Zugmaschine die Kontrolle über das Fahrzeug verloren. Von der Schallschutzwand schleuderte der Brummi über alle drei Fahrspuren hinweg und kollidierte schließlich etwa 20 Meter hinter der Tunneleinfahrt mit der mittleren Wand.

Dieselkraftstoff ausgelaufen

Ein Teil der Ladung ergoss sich über die Fahrbahn – Senf und Essig. Da beim Crash gegen die Tunnelwand der Tank des Zugs abgerissen worden war, lief obendrein Kraftstoff aus und vermischte sich mit der gelblichen, unappetitlich stinkenden Brühe. Der 34-Jährige Unfallfahrer hatte Glück im Unglück und erlitt lediglich leichte Verletzungen. „Der stand unter Schock“, sagte ein Beobachter. Der Sachschaden beträgt nach ersten Schätzungen rund 100.000 Euro.

Die A 2 wurde ab der Anschlussstelle Essen-Gladbeck in Fahrtrichtung Hannover für den kompletten Verkehr gesperrt – was erhebliche Auswirkungen auf Gelsenkirchens Hauptverkehrsader Kurt-Schumacher-Straße und auf die Nerven von Urlaubsreisenden, Lkw-Fahrern und den Berufsverkehr mit sich brachte.

Statiker untersuchte Unfallstelle

Bis gestern Mittag – offiziell sollte die Unglücksstelle im Tunnel nach mehreren zeitlichen Verschiebungen um 15 Uhr wieder freigegeben werden – quälte sich eine nicht enden wollende Blechlawine von Buer in Richtung Süden. Der Verkehr wurde zur A 2-Anschlussstelle Herten an der Münsterstraße in Resse umgeleitet. Die Geduld der Fahrer wurde auf eine harte Probe gestellt, da wegen der Großbaustelle in Schalke der Rückstau schon zu normalen Zeiten nervtötend ist.

Derweil liefen die Bergungsarbeiten im Tunnel viele Stunden auf Hochtouren. Straßen NRW hatte sicherheitshalber einen Statiker mit der Überprüfung der Tunnelstandfestigkeit beauftragt. Sprecher Bernd Löchter: „Der hat Entwarnung gegeben.“ Während vier Fahrzeuge samt Teams des Landesbetriebs für die Entsorgung der Senf-Essig-Sauce ausrückten, wurde eine Spezialfirma mit der Entsorgung des ausgelaufenen Dieselkraftstoffs beauftragt.

Wilhelm Bialy von der Initiative der A 2-Lärm geschädigten Erler hatte Glück mit der Windrichtung. „Wir haben hier nichts gemerkt“, sagte er. „Heute haben wir, was ganz selten ist, Südwind.“ Aber leiser wäre es schon... Nach zwölfstündigem Einsatz hatte auch Oberwärter Klaus Borzüm gestern Mittag endlich Feierabend – und sicher die Nase voll von Essig-Senf-Geruch.