Gelsenkirchen. .
Das süße Leben nahm bekanntlich schon Fellini in seinem Filmhit „La dolce vita“ unter die Lupe. Jetzt widmen sich Mitglieder des Bundes Gelsenkirchener Künstler dem Thema „Sweet Life“. Mit zuckersüßer Ironie und bittersüßer Kritik. Die Schau der sechs Künstlerinnen wird am Sonntag, 24. Juni, um 11 Uhr eröffnet.
Selten zuvor haben die Mitglieder des kreativen Vereins für eine Gemeinschaftsschau so intensiv zusammengearbeitet wie für „Sweet Life“. Evelyn Krick betont ebenso wie Barbara Ring, dass gerade das Prozesshafte am Konzept für diese Schau im Vordergrund gestanden hätte.
Arbeiten im Prozess
Barbara Ring: „So prozessual haben wir noch nie zusammen gearbeitet.“ Schon seit letztem Herbst trafen sich die sechs Künstlerinnen regelmäßig, um über die unterschiedlichen Facetten des Themas zu diskutieren.
Die Konzeption wurde im Team entwickelt, einzelne Werke zu Werkgruppen zusammengefasst. Ziel der gemeinsamen Installationen war es nicht zuletzt, Irritationen beim Betrachter zu erzeugen. Und das gelingt bei vielen der Objekte sicherlich.
Die Künstlerinnen widmen sich nun dem süßen Leben aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln. Zum einen nehmen sie die Süße des Zuckers ganz wortwörtlich. Eine Installation von Evelyn Krick zeigt eine ganze Sammlung von Zuckertütchen aus aller Welt, macht aber subtil darauf aufmerksam, dass sich so mache Frau diese Süßigkeit der Figur zu Liebe versagt. Mitten im süßen Leben sind wir vom Tod umfangen: Bonbons, eingewickelt in Todesanzeigen, dokumentieren das, makaber in einer Glasschale dekoriert.
Anschein von Kitsch und Niedlichkeit
Von der Beschaulichkeit des süßen Daseins berichtet eine Installation von Monika Stolarcyk-Salehian mit einem Stück Kunstrasen, auf dem ein Plastikvogel hockt und zwitschert. Der Rasenweg führt zu einem kitschigen Ölschinken von einer einsamen Berglandschaft. Auch hier wird der Blick auf die sanfte Ruhe des süßen Lebens augenzwinkernd gebrochen.
Alles Süßes kann auch den Anschein von Kitsch und Niedlichkeit erwecken. Darauf zielt unter anderem eine Arbeit von Barbara Ring ab. Sie zeigt Bilder von putzigen Schoßhündchen mit großen Kulleraugen, die, so die Künstlerin, „so manchem Zeitgenossen lediglich als schickes Accessoire dienen“. Auf den süßen Kitsch zielt auch das Setzkasten-Objekt von Evelyn Krick ab, gefüllt mit quietschbunten Plastikpony-Figürchen.
Mit dem süßen Leben gehen nicht selten Krankheit und Tod Hand in Hand. Die Ästhetik des Verfalls dokumentiert ein auf Leinwand gebanntes krankes Herz, leere Flaschen erinnern an Ursache und Wirkung.
Aus Sexpuppe sprudelt Popcorn
Dass zum „Sweet Life“ auch das Thema Erotik, Liebe, Zärtlichkeit gehören, bilden die Künstlerinnen mit einer drastischen Installation ab. Aus einer an den Füßen aufgeknüpften, Sexpuppe sprudelt Popcorn in ein rotes Plüschherz.
In Kunstharz eingegossene Erinnerungen ans süße Leben zeigt Doris Mauß in ihren Objektkästen. Dass „La dolce vita“ bei genauerem Hinsehen so lebens- und erstrebenswert gar nicht ist, das durchleuchtet diese Ausstellung auf jeden Fall in anschaulichen Facetten.