Gelsenkirchen. . Beim IHK-Azubi-Speed-Dating hatten Schüler zehn Minuten lang Zeit, Unternehmen in einem Vorstellungsgespräch von sich zu überzeugen.
Der Anfang war ganz einfach. Erstens: Beruf und Unternehmen wählen. Zweitens: Wartebereich des Unternehmens aufsuchen. Drittens: Abholung zum Gespräch abwarten. So weit, so gut. Aber dann wurde es ernst beim 1. IHK-Azubi-Speed-Dating im Musiktheater. Zehn Minuten lang hatten Schüler die Chance, ein Unternehmen während eines Vorstellungsgesprächs von sich zu überzeugen.
Aber danach war noch nicht (unbedingt) Schluss: Wie beim Speed-Dating üblich, ging es weiter zum nächsten potenziellen Partner. Und weiter, und weiter. . . Flirt-Willige waren zahlreich vertreten. 34 Unternehmen aus Gelsenkirchen, Gladbeck und Bottrop waren grundsätzlich bereit, sich auf etwas Neues einzulassen – auf neues Personal nämlich.
Unentschuldigtes Fehlen nicht geduldet
Andrea van Dillen, Ausbildungsbeauftragte beim Gelsenkirchener Betrieb Malzer’s Backstube, blickt von ihrem Zettel auf: „Sie wollen Industriekauffrau werden?“ Ihr gegenüber am von Stellwänden nach außen abgeschirmten Tisch sitzt Sarah aus Ückendorf, 17-jährige Schülerin an der dortigen Gesamtschule. Das hier ist ihr erstes Vorstellungsgespräch überhaupt. Die beiden unterhalten sich über Sarahs Praktikum in einem Kindergarten, über ihre Hobbys, über ihre Familie, über ihre Noten – und über ihre vielen unentschuldigten Fehlstunden. „Bei uns würden Sie eine Abmahnung bekommen. Das darf nicht vorkommen. Eigentlich ist das ein Ausschluss-Kriterium.“
Andrea van Dillen legt die Karten auf den Tisch. Sarah auch: ihr Berufsberater habe ihr erst gestern vom IHK-Azubi-Speed-Dating erzählt, dementsprechend knapp sei die Vorbereitung ausgefallen. Für ein an Malzer’s adressiertes Bewerbungsanschreiben hat es aber immerhin gereicht. Das will Andrea van Dillen dem zuständigen Bereichsleiter vorlegen. Dennoch gibt sie Sarah mit auf den Weg: „Sie sollten sich klar darüber werden, was sie machen wollen.“ Sarah hat danach noch ein Gespräch bei Lidl.
"Etwas für spätere Vorstellungsgespräche gelernt"
Michael Ifland, Leiter Bildung der IHK in Gelsenkirchen, ist generell zufrieden mit der Resonanz der Veranstaltung. „Aber wir hätten uns mehr Unterstützung von den Schulen gewünscht.“ Da habe es einige Absagen gegeben. Die Unternehmen loben die Atmosphäre, man habe es größtenteils mit „Flirt-Partnern“ zu tun, die im Gegensatz zu ansatzweise vergleichbaren Messen gezielt kämen und gezielte Vorstellungen und Fragen mit ins zehnminütige Gespräch brächten. Michael Ifland: „Wir führen das Speed-Dating zum ersten Mal in Gelsenkirchen durch, nachdem wir im letzten Jahr so positive Erfahrungen mit der Pilotveranstaltung in Münster gemacht haben.“
Auch die rund 500 Schüler sind überzeugt von dem Konzept. „Ich habe nicht zuletzt etwas für spätere Vorstellungsgespräche gelernt“, sagt etwa Turhan (17) aus Duisburg. Verträge wurden zwar keine gemacht, aber viele Schüler werden zu weiteren Gesprächen oder zu Berufseignungstests in die Unternehmen eingeladen.