Eigentlich ist Malzer’s Backstube für frische Brote und Kuchen bekannt. Ab sofort macht sich die Gelsenkirchener Großbäckerei auch in Sachen Umweltschutz einen Namen. Am Montag begannen die Bauarbeiten an einem Großprojekt. Malzer’s Backstube bekommt ein exakt auf den eigenen Bedarf abgestimmtes Blockheizkraftwerk.
Noch ist nur Baugrube zu sehen, doch schon im Frühjahr 2013 soll die Energiewende beim Großbäcker an der Ulrichstraße vollzogen sein. „Wir werden es mit dieser Anlage schaffen, knapp 2000 Tonnen CO2 im Jahr einzusparen. Das entspricht dem Ausstoß von 715 Personen“, sagt Inhaber Hans-Joachim Scherpel stolz. Schon seit Jahren laufen die Vorbereitungen akribisch, um die perfekt abgestimmte Anlage zu entwickeln. „Insgesamt an 250 Messstellen im Unternehmen haben wir den Energieverbrauch über zwei Jahre gemessen, um anhand dieser Daten zu planen“, sagt Frederik Brantner, Projektleiter Energie bei Malzer’s Backstube.
80 Prozent Wirkungsgrad
73 Prozent des Strombedarfes will der Großbäcker mit der neuen Anlage selbst erzeugen. 9231 Megawattstunden benötigt der Betrieb im Jahr, bald werden dann vom externen Versorger nur noch 2587 Megawattstunden benötigt. Und das lässt man sich an der Ulrichstraße einiges kosten. Insgesamt werden 2,6 Millionen Euro in die neue Anlage auf dem rund 30.000 Quadratmeter großen Firmengelände investiert.
Aber bei der Stromerzeugung hört die Anlage noch lange nicht auf. „Es handelt sich um eine Kraft-Wärme-Kälte-Kopplungs-Anlage, die insgesamt einen Wirkungsgrad von über 80 Prozent erreicht“, erklärt Frederik Brantner. Herz des Blockheizkraftwerkes ist ein 12-Zylinder-Motor mit stolzen 1500PS. Mit der Abwärme wird im Winter die Heizung der Großbäckerei betrieben. „Im Sommer produziert sie Kälte, denn einige unserer Produkte liefern wir gekühlt in die Filialen“, so Brantner. Außerdem wird Dampf erzeugt, der in der Bäckerei für die Spülmaschinen und einige spezielle Öfen benötigt wird. So wird der außergewöhnlich hohe Wirkungsgrad der Anlage erreicht.
Modellcharakter für andere Betriebe
Und durch diese vielschichtige Nutzung ist die Anlage auch noch eine absolute Neuerung auf dem Gebiet. „Es gibt keine Bäckerei in Deutschland, die eine solche Anlage betreibt“, sagt Hans-Joachim Scherpel und Frederik Brantner ergänzt: „Wir haben bei der Planung lange gesucht. Blockheizkraftwerke gibt es viele, aber nicht in diesem Zusammenspiel. Die Kombination mit der Kälte-Erzeugung ist eine Neuheit.“ Und hat damit wohl Modellcharakter für andere Betriebe, die sich unabhängiger von den Energiepreisen machen wollen.
„Besonders froh sind wir auch darüber, dass es uns gelungen ist, 90 Prozent der Investitionssumme in Nordrhein-Westfalen und speziell im Ruhrgebiet zu halten“, sagt Hans-Joachim Scherpel. Und natürlich ist die Investition auch ein Fingerzeig dafür, die 1800 Arbeitsplätze der Großbäckerei, von denen 500 in Gelsenkirchen sind, langfristig zu erhalten.
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