Seit über einem Jahr heizt das Haus St. Rafael mit Pellets, den zu Stäbchen geformten Reststoffen der holzverarbeitenden Industrie. Den Investitionskosten stehen Kostenersparnisse von über 30 Prozent gegenüber.

Gelsenkirchen. Mittlerweile rümpft Werner Kolorz nicht mehr die Nase, wenn er den Heizraum im Haus St. Rafael betritt. Die alte Ölheizung mit ihren riesigen Kesseln ist seit 13 Monaten verschwunden, mit ihr auch Lärm und Gestank, die jahrzehntelang mit der Wärmeerzeugung einhergingen. Der Blick fällt nun auf zwei riesige gelb-grüne Kästen. Es riecht nach Holz und nur ein leises Summen ist zu vernehmen, phasenweise unterbrochen von einem Rieselgeräusch. Kolorz: „Ich schätze, dass diese Anlage uns jährlich eine Heizkostenersparnis von mindestens 30 Prozent bringt.”

Auszeichnung: Heizkessel des Monats

Zwei Pellet-Öfen hütet Werner Kolorz im Haus St. Rafael. Foto: WAZ, Möller
Zwei Pellet-Öfen hütet Werner Kolorz im Haus St. Rafael. Foto: WAZ, Möller © WAZ

Seit über einem Jahr werden das Behinderten-Wohnheim der Caritas, die angeschlossene Suppenküche und die anliegenden 35 Mietwohnungen durch die neue Pelletheizung gewärmt. Jüngst wurde die Anlage von der Energieagentur NRW gar als „Heizkessel des Monats” ausgezeichnet.

Pellets – das sind zu Stäbchen geformte Reststoffe der holzverarbeitenden Industrie, die in den beiden 150 kW-Heizungen mittels einer Förderschnecke in einen Brennteller gedrückt und verbrannt werden. Das Ergebnis: Im Haus St. Rafael wird nun klimaneutral und günstiger geheizt, die alte Ölheizung ist längst vergessen. „Es war in erster Linie eine Frage der Wirtschaftlichkeit. Die Energiepreissteigerungen haben uns bei stagnierenden Pflegesätzen die Luft abgeschnitten”, sagt Kolorz.

Als der Hausleiter im Jahr 2006 Zeuge eines Ökokon-gresses auf der Bodensee-Insel Mainau wurde, bekam er die Heizmethode mit den kleinen Holzpresslingen nicht mehr aus dem Kopf. Kolorz: „Diese Heizform passt ja zur Caritas. Die Pelletheizung entlastet die Umwelt und durch die gepressten Sägespäne werden Arbeitsplätze in der Region gestützt.” Doch Kolorz ist alles andere als naiv, gibt auch zu bedenken: „Wenn es ökologische Erfolge geben soll, muss sich das ökonomisch rechnen. Sonst wird ein solches System nicht angenommen.”

System soll sich in sieben Jahren rechnen

130 000 Euro kostete der komplette Umbau, die neuen Heizanlagen und die Einrichtung des Pelletlagers. „Ein stolzer Preis, aber man darf uns nicht mit einem Einfamilienhaus vergleichen. Hier mussten andere Voraussetzungen geschaffen werden und hier werden andere Mengen verbrannt. Diese Anlage versorgt unsere 46 Bewohner, die Büros und die Mieterparteien”, so Kolorz. Trotzdem soll sich das neue System rechnen. Spätestens in sieben Jahren. „Wenn die Ölpreise heute noch da wären, wo sie einmal waren, hätten wir die Investition in traumhafter Zeit wieder drin.”

Auch Pellets unterliegen einer Preisschwankung. Im Vergleich zum Heizöl und zum Gas allerdings einer minimalen. Derzeit kostet die Tonne Pellets rund 206 Euro (bei Abnahme von sechs Tonnen). Der Energiegehalt einer Tonne Pellets entspricht dem von 500 Litern Heizöl. „Wir vereinbaren einen Jahrespreis”, erklärt Kolorz. Und so bläst ein riesiger Lastwagen vier Mal jährlich 25 Tonnen Holzstäbchen in den Lagerraum. „Das dauert rund sechs Stunden. Aber beim Heizöl ging es auch nicht schneller”, sagt Kolorz. Und das Heizöl roch auch nicht nach Wald. . .

GEheizt heißt die Serie, in der die WAZ verschiedene Heiztechniken vorstellen will. Von der Pelletheizung über die Wärmepumpe bis zum Blockheizkraftwerk. Sie wollen Ihre Heiztechnik vorstellen? Melden Sie sich unter Tel. 1709438.