Gucken, wo es herkommt – das war die Devise bei der Großbäckerei Stauffenberg. Diese öffnete für 30 Leser ihre Türen und lud als letzte Station der „WAZ öffnet Pforten“-Aktion zu einem Blick in die Backstube ein.
„Unterscheidet sich die Produktionsweise eigentlich von der kleiner Bäckereien?“, fragte eine Besucherin. Die Antwort: Nein – nur in der Größe. Doch die ist enorm. Die Großbäckerei, die seit 104 Jahren ein Familienbetrieb ist, backt genauso handwerklich wie kleine Betriebe. Die Geschichte von den Fertigmischungen: ein Gerücht.
Um sich davon zu überzeugen, folgten die Leser dem Duft des Brotes. Nicht zu vergessen: Kittel und Häubchen für die Hygiene. So vermummt ging es zunächst durch die Hygieneschleuse. Dass man sich dabei kurz fühlte wie in einer Waschstraße für Schuhe und Hände, störte wenig. Es lockte ja der Bäckerei-Duft..
Zum allgemeinem „Hmmm, riecht das gut“ gesellte sich bald ein „Puh, ist das warm hier“. So ist das eben: wo gebacken wird, herrscht auch viel Hitze. „Und hier soll man arbeiten?“, fragte eine Besucherin und erntete prompt einen ungläubigen Blick eines schwerbeschäftigten Mitarbeiters, der gerade rund 700 Pfund Teig in einer riesigen Trommel knetete. „Das ist noch gar nichts“, sagte Susanne Sigismund, die die Führung leitete, „schlimmer ist es, wenn draußen 30 Grad sind.“
War der erste Hitze-Schock erstmal überwunden, kamen die Leser aus dem Staunen nicht mehr heraus, verfolgten, wie große Teigklumpen von einem Fließband aufs nächste plumpsten, in eine Maschine gefahren wurden und hundertfach mit höchster Präzision in Form gebracht wurden. Mit Interesse verfolgten die 30 Teilnehmer den Weg unzähliger 1000 Gramm Kassler vom rohen Teig über die Gärungskammer und den Ofen bis hin zur Eintütung. Drei „Hauptstraßen“ gibt es im Prinzip für das Stauffenberg-Brot. Auf der einen fahren nur Kastenbrote, auf dem anderen „freigeschobene“ (ohne Form) und auf der dritten ganze Brotlaibe.
„Hm, lecker frisches Brot mit schön Gänseschmalz drauf“, schwärmte ein Leser, als er die ofenfrischen Brote sah. „Guck mal da“, machte ein Besucher seine Frau aufmerksam, „da oben“: Zu sehen war ein riesiges, sich drehendes Regal, auf dem gefühlte Tausende Brote kreisten, ehe sie eine Rutsche hinter rutschen und eingetütet wurden. „Die Mitarbeiter wissen ganz genau, wann welches Brot für welche Tüte ankommt“, so Sigismund.
Viel wird in dem Betrieb, der alle paar Tage 100 Tonnen Mehl geliefert bekommt, nicht mehr in Handarbeit erledigt. Das meiste übernehmen große Maschinen. Und zwischen diesen durften sich die Besucher bewegen wie in Charlies Schokoladenfabrik: Sie stiegen über Treppen, kleine Brücken und huschten an Fließbändern vorbei.
Auch Technikkenner Paul war begeistert von der Automatisierung. „Das ist echt spannend. Zuhause baue ich manchmal solche ähnlichen Sachen in klein nach“, sagte der Zwölfjährige, der mit seinem Vater dabei war. Nachfragen gab es da natürlich viele - doch in der Bäckerei war es nicht nur heiß, sondern auch laut. Da fiel die Verständigung durchaus ein wenig schwer.
Am Ende der Bäckerei-Besichtigung gab es für alle noch ein Geschenk des Hauses. Frisch aus dem Ofen, natürlich. So brachten die Leser den Duft des Brotes mit nach Hause.