Gelsenkirchen. Franz Theilenberg und seine Frau Anne nutzen 90 Quadratmeter ihrer Kleingartenparzelle als Beet, um Obst und Gemüse anzubauen.

Wenn es nach Franz Theilenberg (65) geht, dürfte das Wetter ein bisschen trockener sein. Zu nass waren die letzten Tage. „Aber der Rhabarber steht gut“, sagt der Vorsitzende des Stadtverbands der Kleingärtner Gelsenkirchen und schaut über die kleine Landwirtschaft seiner Laube. Mitten auf dem kleinen Acker steht in einer Furche eine Fräse. Franz Theilenberg meint es ernst mit der Selbstversorgung. Nur beim Kirschenpflücken will er es nicht belassen.

Die klassische Erntezeit hat noch nicht begonnen. „Raus kommt noch nicht viel“, sagt der Kleingärtner. Dafür kommen Möhren, Zwiebeln und Rote Beete in die Erde. Und jetzt, nach den Eisheiligen, auch Bohnen, Tomaten, Gurken, Paprika – „alles empfindliche Sachen“, erklärt Theilenberg. „Das Frühjahr ist die Zeit der Aussaat. Die Ernte kommt viel, viel später.“ Mit dem Gemüse aus seiner Laube könne er den Bedarf einer vierköpfigen Familie decken. Von seinen 370 Quadratmetern sind etwa 90 Quadratmeter Garten, sprich: Beet.

Exotische Früchte aus dem Supermarkt

Auf dem Tisch vor der Laube hat Franz Theilenbergs Frau Anne (64) einen Teil der letzten Ernte drapiert. In Gläsern stehen da verzehrfertig Sauerkraut, Rote Beete, Gewürzgurken, Bohnen, Apfelkompott, Apfelsirup, Johannisbeerensaft, schwarze und rote Johannisbeeren. „Als rote Grütze ist das bei Feiern der Renner“, verrät Anne Theilenberg. Die Bohnen übrigens legt sie genau wie die Gurken nach Thüringer Art sauer ein – mit Essig, Zwiebeln, Zucker, Senfkörnern, Piment und Wacholderbeeren. „Und das Apfelkompott machen wir mit Boskop, deshalb ist es so braun-rot“, sagt die Kleingärtnerin.

Wenn es mal exotische Früchte sein sollen, kaufen die Theilenbergs wie andere auch im Supermarkt ein. In der Erntezeit, so sagen sie, machen sie „im Überfluss“ ein, einiges davon geht an die Gelsenkirchener Tafel. Zwei Sorten Frühkartoffeln hat das Kleingärtner-Paar in der Erde. Die sind im Juni/Juli so weit. Es kommt aber auch vor, dass die Saat nicht so toll ist, dann fällt in der Konsequenz die Ernte nicht so üppig wie üblich aus. Und: „Unsere Erbsen müssen wir gegen ein Paar Fasane verteidigen“, sagt der Stadtverbandsvorsitzende. Und mit „verteidigen“ meint er „abdecken“, also ganz harmlos.

"Die Sachen aus dem eigenen Garten schmecken besser"

Gewürze wachsen ebenfalls im Garten: Fenchel, Schnittlauch, Petersilie, Kümmel, Basilikum. Und an Obst können die Theilenbergs mit Äpfeln, Mirabellen, Pflaumen, Kirschen, Birnen und Himbeeren aufwarten.

„Die Sachen aus dem eigenen Garten schmecken besser, behaupten wir“, sagt Franz Theilenberg. „Man hat das Gefühl: das ist gut“, sagt Anne Theilenberg. Die eigenen Bohnen seien etwa weicher als die aus dem Geschäft. Und jede Frucht entwickle ihre Aromen erst in der letzten Zeit, lange nach der industriellen Erntezeit. Gelsenkirchens oberster Kleingärtner muss lachen: „Im Grunde müsste man unter dem Baum stehen und warten bis die Früchte runterfallen.“