Gelsenkirchen. .
Der Schock, den die Mängelliste des Stadtverbandes der Kleingärtner ausgelöst hat, ist verflogen. Die Herbstidylle in der Kleingartenanlage Wiehagen ist dennoch nachhaltig gestört.
Vertrauen gefährdet
Jetzt gehen die Pächter in die Offensive. 15 Vereine, die ein teurer Rückbau zu großer Lauben ebenfalls treffen würde, wehren sich. Die Gruppe will sich mit dem Verband, der Stadt und Gelsendienste an einen Tisch setzen.
„Der Stadtverband ist unser Dachverband, wir sollten Vertrauen zu ihm haben“, so Herbert Hau, zweiter Vorsitzender des KGV Wiehagen. Dann führt er verärgert fort: „Wenn der Verband fordert, eine Spielzeugkiste zu entfernen, habe ich kein Vertrauen mehr.“ Auf die Palme bringt die Gartenfreunde die Forderung, zu große Lauben zu verkleinern. „Die Kosten können sich auf bis zu 3000 Euro belaufen“, so der Vorsitzende, Wolfgang Ostermann. Dies käme einem Abriss gleich.
„Die Parzellen kriegt man nicht vermittelt“
Samstag haben sich Vereinsvertreter zu einem runden Tisch getroffen. Ostermann: „Wir wollen einen Waffenstillstand.“ Die Wortwahl macht die Dramatik deutlich. Allein in der Anlage Wiehagen sind 15 Gärten betroffen. In anderen Anlagen älteren Semesters ist die Situation ähnlich. Die Gärtner sehen den Untergang ihrer Kultur.
Furcht vor dem Rückbau
Schon jetzt haben in der Anlage Wiehagen zwei Pächter, die von einem Rückbau betroffen wären, ihre Verträge gekündigt. „Die Parzellen kriegt man nicht vermittelt“, sagt Friedrich Schlänger, der als zweiter Vorsitzender der Anlage „Am Kussweg“ vor den gleichen Problemen steht.
Lauben zuvor nie beanstandet
„Mit dem Status Quo will ich mich nicht zufrieden geben, wir müssen uns wehren.“ Zukunftsangst hat auch Herbert Hau. „Wir müssen uns fragen, warum die Leute nicht mehr zu uns kommen.“ Seine Antwort: „Wegen familienunfreundlicher Regeln, die Trampoline, Schwimmbecken und Spielzeugkisten verbieten.“
Die Begehung des Stadtverbandes hat in Rotthausen Mängel an 92 der 129 Kleingärten ergeben. Kurios ist, dass bei zahlreichen Begehungen Jahre zuvor die Lauben nie beanstandet wurden. Nun sollen sogar Lauben auf 24 Quadratmeter reduziert werden, die bereits auf Wunsch des Verbandes zurück gebaut wurden.
Gärtner fordern Entschärfung des Konflikts
Mit einem Brief an den Stadtverband wollen die Gärtner eine außerordentliche Mitgliederversammlung erzwingen. Gemeinsam mit der Stadt (als Besitzer der Anlagen) und Gelsendienste (als Verwalter) soll eine Lösung gefunden werden.
Die Gärtner fordern unter anderem eine Aussetzung der Begehungsliste und somit eine Entschärfung des Konflikts. Auch das offenbar willkürliche Bewertungsverhalten bei den Begehungen und ein Bestandsschutz für alte Lauben sollen geprüft werden.