Gelsenkirchen. .

Der Schock, den die Mängelliste des Stadtverbandes der Kleingärtner ausgelöst hat, ist verflogen. Die Herbstidylle in der Kleingartenanlage Wiehagen ist dennoch nachhaltig gestört.

Vertrauen gefährdet

Jetzt gehen die Pächter in die Offensive. 15 Vereine, die ein teurer Rückbau zu großer Lauben ebenfalls treffen würde, wehren sich. Die Gruppe will sich mit dem Verband, der Stadt und Gelsendienste an einen Tisch setzen.

„Der Stadtverband ist unser Dachverband, wir sollten Vertrauen zu ihm haben“, so Herbert Hau, zweiter Vorsitzender des KGV Wiehagen. Dann führt er verärgert fort: „Wenn der Verband fordert, eine Spielzeugkiste zu entfernen, habe ich kein Vertrauen mehr.“ Auf die Palme bringt die Gartenfreunde die Forderung, zu große Lauben zu verkleinern. „Die Kosten können sich auf bis zu 3000 Euro belaufen“, so der Vorsitzende, Wolfgang Ostermann. Dies käme einem Abriss gleich.

„Die Parzellen kriegt man nicht vermittelt“

Samstag haben sich Vereinsvertreter zu einem runden Tisch getroffen. Ostermann: „Wir wollen einen Waffenstillstand.“ Die Wortwahl macht die Dramatik deutlich. Allein in der Anlage Wiehagen sind 15 Gärten betroffen. In anderen Anlagen älteren Semesters ist die Situation ähnlich. Die Gärtner sehen den Untergang ihrer Kultur.

Furcht vor dem Rückbau

Seit 1932 existiert die Anlage am Wiehagen.
Seit 1932 existiert die Anlage am Wiehagen. © WAZ FotoPool
Seit 33 Jahren besitzen Irma (78) und Otto (80) Lemke die Laube Nr. 83. Gleich nach dem Erwerb mussten sie das Haus schon einmal um die Hälfte verkleinern. Nun fürchten sie einen erneuten Rückbau ihrer verbliebenen 36 qm.
Seit 33 Jahren besitzen Irma (78) und Otto (80) Lemke die Laube Nr. 83. Gleich nach dem Erwerb mussten sie das Haus schon einmal um die Hälfte verkleinern. Nun fürchten sie einen erneuten Rückbau ihrer verbliebenen 36 qm. © WAZ FotoPool
Viele der älteren Lauben entsprechen in Größe und Gestaltung allerdings nicht mehr den heute gültigen Auflagen.
Viele der älteren Lauben entsprechen in Größe und Gestaltung allerdings nicht mehr den heute gültigen Auflagen. © WAZ FotoPool
Viele der älteren Lauben entsprechen in Größe und Gestaltung allerdings nicht mehr den heute gültigen Auflagen. Statt der erlaubten 24 qm sind sie z.T 60-80 qm groß.
Viele der älteren Lauben entsprechen in Größe und Gestaltung allerdings nicht mehr den heute gültigen Auflagen. Statt der erlaubten 24 qm sind sie z.T 60-80 qm groß. © WAZ FotoPool
Seit 50 jahren besitzt Loni Jannowitz (77) ihre Laube Nr. 126. Nun muss sie einen Rückbau fürchten.
Seit 50 jahren besitzt Loni Jannowitz (77) ihre Laube Nr. 126. Nun muss sie einen Rückbau fürchten. © WAZ FotoPool
Liebevolle Wandbilder und ...
Liebevolle Wandbilder und ... © WAZ FotoPool
Blumenschmuck zieren das haus.
Blumenschmuck zieren das haus. © WAZ FotoPool
Der 1. Vorsitzende Wolfgang Ostermann (li.) und sein Stellvertreter Hubert Haumachen sich für den Erhalt des Bestands stark.
Der 1. Vorsitzende Wolfgang Ostermann (li.) und sein Stellvertreter Hubert Haumachen sich für den Erhalt des Bestands stark. © WAZ FotoPool
Was alles verboten ist:
Was alles verboten ist: © WAZ FotoPool
Zu groß.
Zu groß. © WAZ FotoPool
Solche verschlossenen Behälter (links im Bild) neben den Lauben ... sind ebenfalls untersagt.
Solche verschlossenen Behälter (links im Bild) neben den Lauben ... sind ebenfalls untersagt. © WAZ FotoPool
... sind ebenfalls untersagt.
... sind ebenfalls untersagt. © WAZ FotoPool
Dieses ungwöhnliche Waschbecken in einem Garten soll weichen, erklärt Vorsitzender Wolfgang Ostermann.
Dieses ungwöhnliche Waschbecken in einem Garten soll weichen, erklärt Vorsitzender Wolfgang Ostermann. © WAZ FotoPool
Diese Pumpe ist erlaubt.
Diese Pumpe ist erlaubt. © WAZ FotoPool
Dieses Grundstück steht zur Pacht an.
Dieses Grundstück steht zur Pacht an. © WAZ FotoPool
Gepflegt, aber zu ausladend.
Gepflegt, aber zu ausladend. © WAZ FotoPool
Vorsitzender Ostermann hofft auf eine gütliche Einigung mit dem Stadtverband.
Vorsitzender Ostermann hofft auf eine gütliche Einigung mit dem Stadtverband. © WAZ FotoPool
Auch das Trampolin, das einer der Kleingärtner für seine Kinder aufgestellt hat, wird moniert.
Auch das Trampolin, das einer der Kleingärtner für seine Kinder aufgestellt hat, wird moniert. © WAZ FotoPool
Hier wird nach einem Pächterwechsel renoviert.
Hier wird nach einem Pächterwechsel renoviert. © WAZ FotoPool
Dieses alte Haus wollen die Kleingärtner als Lernort für einen Kindergarten herrichten.
Dieses alte Haus wollen die Kleingärtner als Lernort für einen Kindergarten herrichten. © WAZ FotoPool
Mit wildem Wein bewachsen, aber zu groß.
Mit wildem Wein bewachsen, aber zu groß. © WAZ FotoPool
Und auch diese Laube müsste eingekürzt werden.
Und auch diese Laube müsste eingekürzt werden. © WAZ FotoPool
Doch was ist mit der Bayern-Fahne? Muss auch sie bald weichen?
Doch was ist mit der Bayern-Fahne? Muss auch sie bald weichen? © WAZ FotoPool
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Schon jetzt haben in der Anlage Wiehagen zwei Pächter, die von einem Rückbau betroffen wären, ihre Verträge gekündigt. „Die Parzellen kriegt man nicht vermittelt“, sagt Friedrich Schlänger, der als zweiter Vorsitzender der Anlage „Am Kussweg“ vor den gleichen Problemen steht.

Lauben zuvor nie beanstandet

„Mit dem Status Quo will ich mich nicht zufrieden geben, wir müssen uns wehren.“ Zukunftsangst hat auch Herbert Hau. „Wir müssen uns fragen, warum die Leute nicht mehr zu uns kommen.“ Seine Antwort: „Wegen familienunfreundlicher Regeln, die Trampoline, Schwimmbecken und Spielzeugkisten verbieten.“

Die Begehung des Stadtverbandes hat in Rotthausen Mängel an 92 der 129 Kleingärten ergeben. Kurios ist, dass bei zahlreichen Begehungen Jahre zuvor die Lauben nie beanstandet wurden. Nun sollen sogar Lauben auf 24 Quadratmeter reduziert werden, die bereits auf Wunsch des Verbandes zurück gebaut wurden.

Gärtner fordern Entschärfung des Konflikts

Mit einem Brief an den Stadtverband wollen die Gärtner eine außerordentliche Mitgliederversammlung erzwingen. Gemeinsam mit der Stadt (als Besitzer der Anlagen) und Gelsendienste (als Verwalter) soll eine Lösung gefunden werden.

Die Gärtner fordern unter anderem eine Aussetzung der Begehungsliste und somit eine Entschärfung des Konflikts. Auch das offenbar willkürliche Bewertungsverhalten bei den Begehungen und ein Bestandsschutz für alte Lauben sollen geprüft werden.