Gelsenkirchen.
„Wir finden es nicht gut, dass Sie zu schnell gefahren sind, weil hier deswegen Unfälle passieren“, sagt der siebenjährige Philipp zu dem Fahrer eines Kleintransporters. Der Grundschüler unterstützt zusammen mit zahlreichen Schulkameraden von der Grundschule Fürstinnenstraße in der Feldmark den Aktionstag „Sicherheit für Kinder im Straßenverkehr“, der am Freitag von der Ordnungspartnerschaft veranstaltet wurde.
Bei der Ordnungspartnerschaft handelt es sich um eine Kooperation der Verkehrswacht Gelsenkirchen mit der Stadtverwaltung, der Polizei Gelsenkirchen, dem Auto Club Europa (ACE) und weiteren Partnern. „Die Grundschule Fürstinnenstraße hat einen Eingang an der Hans-Böckler-Allee. Die Straße ist immer stark befahren, aber eben auch Schulweg“, erklärt Reinhard Michels von der Verkehrswacht. „Mit dem Aktionstag wollen wir dazu beitragen, dass Schulwege für Kinder sicherer werden“, fügt er hinzu. Und die Kinder sollen dabei aktiv mithelfen.
Die vorbildlichen Autofahrer bekommen ein kleines Geschenk
Mit einer mobilen Geschwindigkeitsüberwachungsanlage wird die Geschwindigkeit der Autos gemessen. Angehalten werden sowohl Autofahrer, die sich vorschriftsmäßig verhalten haben, aber eben auch die, die zu schnell unterwegs waren. Der Fahrer des Kleintransporters war 52 statt der erlaubten 50 Stundenkilometer gefahren. Zur Erinnerung an diese Verkehrssünde gibt es einen von den Kindern selbst gebastelten, traurigen Smiley. „Die meisten Leute werden dann ganz kleinlaut. Es ist unangenehm von Kindern getadelt zu werden“, sagt Carsten Jahns, Verkehrssicherheitsbeauftragter der Polizei Gelsenkirchen. „Aber Loben macht mehr Spaß“, findet die achtjährige Lea, die wie die anderen Schüler eine Sicherheitsweste trägt. Die vorbildlichen Autofahrer werden nicht nur gelobt, sondern bekommen von den Kindern auch ein kleines Geschenk.
Ein Grund für den Aktionstag sind die landesweit gestiegenen Unfallzahlen. Im Vergleich zum ersten Quartal 2010 gab es im ersten Quartal 2011 in Gelsenkirchen etwa 20 Prozent mehr Verkehrsunfälle, in die Kinder verwickelt waren. „Außerdem ist in diesem Jahr in Gelsenkirchen erstmals wieder ein Kind durch einen Verkehrsunfall zu Tode gekommen. Das gab es seit den 90er Jahren nicht mehr“, erzählt Polizist Carsten Jahns. Hauptunfallursache ist eine erhöhte Geschwindigkeit.
Der größte Verkehrssünder an diesem Tag wurde übrigens mit 65 Stundenkilometern aus dem Verkehr gezogen. Was bei solchen Geschwindigkeiten alles passieren kann, weiß Roger Zwiehoff vom ACE: „Bei Tempo 65 sterben acht von zehn Personen, bei Tempo 50 ist es umgekehrt. Da überleben acht von zehn Personen.“
Ein schöner Nebeneffekt des Aktionstages ist, dass die Kinder jetzt auch ihre Eltern darauf aufmerksam machen, wie schnell vor der Schule gefahren werden darf. Deswegen mahnt die kleine Lea: „Papa, fahr nicht zu schnell!“