Gelsenkirchen. Die Unfallzahlen in Gelsenkirchen sind “erschreckend“, sagt die Polizei. Sie will das jetzt nachhaltig ändern und setzt auf mehr Kontrollen und Präventions-Veranstaltungen. Unter anderem wird ein zweiter Radar-Wagen eingesetzt.

522 Menschen haben bis Oktober in diesem Jahr bei Unfällen ihr Leben verloren. Das sind schon jetzt so viele, wie 2010 im gesamten Jahr. 135 Menschen wurden bei Verkehrsunfällen allein in Gelsenkirchen bis jetzt schwer verletzt. Gerade 100 waren es im gesamten Jahr 2010.

Für Jürgen Schlöhlein, Direktionsleiter Verkehr bei der Polizei in Gelsenkirchen, und seine Kollegen ein Alarmsignal, das sie nicht ungehört verhallen lassen. Am Montag wurde die neue Verkehrsstrategie der Polizei NRW präsentiert. „Das goldene Jahr 2010 ist Vergangenheit. Die Zahlen von 2011 sind schon jetzt erschreckend“, so Schlöhlein.

Seit Freitag haben die Beamten in Gelsenkirchen einen zweiten Kamerawagen zur Verfügung – ausgestattet mit Ausrüstung mit Digital-Technik im Wert von rund 50 000 Euro. Amortisieren soll der sich aber nicht. „Ich bin nicht böse drum, wenn der das nicht schafft“, versichert Schlöhlein und Inspektionsleiter Rainer Matern erklärt: „Wir wollen nicht mehr Knöllchen verteilen, sondern die Unfallzahlen verringern. Wir haben schon genug Leid gesehen.“

Transparenz im Internet

Dass sie es genau so meinen, wie sie es sagen, beweist die neue Strategie der Polizei. „Wir werden in den meisten Fällen zu dem Kamerawagen einen Streifenwagen stellen, damit jeder Autofahrer schon von Weitem sehen kann, dass die Polizei vor Ort ist. Außerdem versuchen wir im Internet für Transparenz zu sorgen, denn dort kündigen wir eine Woche im Voraus an, wann wir wo einen Kamerawagen postieren“, erläutert Matern.

Darüber hinaus wird es natürlich weiterhin unangekündigte Kontrollen geben – auch mit den mobilen Laser-Geräten. Die Direktion Verkehr der Polizei Gelsenkirchen besteht aus mehr als 40 Beamten, die auch von der Bereitschaftspolizei unterstützt werden. Zudem wird auch die Stadt weiterhin mit den eigenen Radarkontrollen präsent sein.

Geschwindigkeitsmessungen sind aber nur ein Baustein des Konzeptes. 131 Fußgänger wurden in diesem Jahr bislang im Straßenverkehr verletzt, hinzu kommen 167 Radfahrer. In allen Bereichen sind das Steigerungen von 20 bis 35 Prozent. „Mehr als die Hälfte der Unfälle mit Radfahrern und Fußgängern werden durch diese selbst verursacht. Also müssen wir auch in diesen Bereichen etwas tun“, erklärt Jürgen Schlöhlein.

Polizei setzt auf Prävention

Die Polizei will in Zukunft noch mehr auf Prävention setzen. Die steigenden Zahlen der beteiligten Senioren lassen die Ordnungshüter ganz neue Wege gehen und an neuen Konzepten arbeiten. „Kinder können wir in der Schule erreichen. Bei alten Menschen ist das anders. Aber wir leben alle länger und bleiben fitter. Also sind wir auch im hohen alter noch als Verkehrsteilnehmer unterwegs“, sagt Schlöhlein.

Aber auch mit mehr Sanktionen muss gerechnet werden. „Zu schnelles Fahren bleibt der Killer Nummer eins, aber auch Regelverstöße von Radfahrern und Fußgängern führen zu schwersten Unfällen“, sagt der Direktionsleiter und weist darauf hin, dass das Telefonieren mit dem Handy am Ohr auf dem Fahrrad ebenso verboten ist wie im Auto. Vom Überfahren roter Ampeln und defekter Beleuchtung an den Zweirädern ganz zu schweigen.

„Ein Verkehrstoter bedeutet Trauer, Schock, Wut und Verzweiflung bei mehr als 100 Menschen“, erklärt Schlöhlein – dabei würde eine Absenkung des Geschwindigkeitsniveaus um 2 % zu einem Rückgang der Unfälle mit Personenschaden um 15 % führen. . .