„Langeweile habe ich beim Angeln noch nie gehabt“, sagt Karl-Heinz Rohleder mit einem Lächeln. Schließlich sei dieses naturnahe Hobby nicht nur entspannend, sondern mache auch viel Spaß. „Dennoch legen wir großen Wert darauf, dass jeder Fisch, der an Land geholt wird, auch einen vernünftigen Zweck erfüllt: Er soll als Nahrung dienen.“
Der 60-Jährige ist erster Vorsitzender und Gründungsmitglied des Angelvereins Gelsenkirchener Hechte und wirft regelmäßig die Rute an den Kanälen und Seen in der Region aus. Dabei geht es aber nicht einzig und allein um den Sport. „Einfach nur Fische zu fangen, um sich dann damit fotografieren zu lassen und sie anschließend in den Müll zu werfen - das ist nichts für uns.“ Nur verzehrfähige Fische werden an Land geholt. Alle anderen dürfen wieder ins Wasser.
Rund sieben Mal im Jahr haben die 42 Mitglieder der Gelsenkirchener Hechte die Möglichkeit, am Vereinsangeln teilzunehmen. „Das ist immer ein gemütliches Zusammensein. Dann wird auch schon Mal gegrillt“, erzählt Rohleder, der selbst übrigens schon seit seinem sechsten Lebensjahr angelt.
Absolute Ruhe ist nicht notwendig
Absolute Ruhe sei somit nicht notwendig. „Wenn man zusammen am Ufer sitzt, erzählt der Nachbar mal einen Witz oder ein anderer erzählt dann zum siebten Mal seine komplette Lebensgeschichte. Das ist aber auch immer ganz lustig.“ Wer großen Wert auf Stille legt, sollte eben lieber allein ans Ufer gehen. „Möglich, dass die Fische dann tatsächlich besser anbeißen.“
Geangelt wird vor allem an den Kanälen in der Region, wie dem Rhein-Herne- oder dem Wesel-Dattel-Kanal. Abgesehen haben es viele Angler dann auf den Barsch oder das Rotauge. Da auch Forellen sehr beliebt sind, unternimmt der Verein auch regelmäßig Ausflüge zum Forellenteich. Rohleder schwärmt hingegen für den Zander, der aber im Moment noch Schonzeit hat. „Der ist besonders lecker, leicht zuzubereiten und außerdem noch mager. Vor allem ist er vielseitig kombinierbar.“ Am Ende ist das aber immer Geschmackssache.
„Weniger gerne mag ich zum Beispiel Karpfen. Das sind Schlammwühler und ich finde das schmeckt man auch“, sagt der Fischexperte.
Der Fisch wird waidgerecht getötet
Wird ein Fisch gefangen, schauen die Angler genau nach, ob er verzehrfähig ist. „Dazu muss er zum Beispiel ein bestimmtes Mindestmaß haben“, erklärt Rohleder. „Dann wird der Fisch waidgerecht getötet. Wir wollen dem Tier keinen unnötigen Schmerz zufügen.“
Wer angeln will, benötigt übrigens erst einmal einen Fischereischein. Den bekommt man nach einer bestandenen Prüfung in Theorie und Praxis. Gefragt wird darin unter anderem nach verschiedenen Fischarten, Fangmethoden oder Naturschutzbestimmungen.
Die „Hechte“ engagieren sich zudem für behinderte Angler und betreuen sie bei Angelausflügen. Zurzeit gehören zwölf Angler mit Handicap zur Gruppe.
„Wir denken auch schon an die Zukunft. Bald übernehmen wir eine Patenschaft für den Hafen-Bismarck“, erzählt der gelernte Fleischermeister stolz. „So kann er für Angler erhalten werden. Außerdem können wir dort auch mal Schulklassen einladen, um zu zeigen, wie das Ganze funktioniert oder welche Fische es gibt. So bekommen wir vielleicht den Nachwuchs ans Wasser.“
Besonders gerne geht Rohleder zum Nachtangeln. Das wird auch regelmäßig vom Verein angeboten. Bei Tageslicht ist es aber auch immer wieder schön, die Natur zu beobachten. „Einmal hat sich ein Eisvogel auf die Rute gesetzt und zwischendurch immer selbst Jagd auf kleine Fische gemacht“, erzählt Rohleder. „Es war sehr faszinierend zu sehen, dass er auch so ein Angler ist, wie ich.“
Wenn ein Fisch anbeißt, sei das nach all den Jahren immer noch aufregend. „Ob man am Ende einen guten Fang macht, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab“, sagt Rohleder. „Und es hat auch immer ein wenig mit Glück zu tun.“
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.