Bottrop.
Die Lust auf Lebensmittel aus der Region wächst. Nicht nur Obst und Gemüse, auch Fisch gibt es vor Haustür - am besten selbst gefangen.
„Ich bin ein Kochpott-Angler: Was ich fange, verwerte ich auch.“ Reinhard Glowka, erster Vorsitzender des Angelvereins Petri Heil, hat bei der reichen Fischauswahl in der Region schnell Töpfe und Pfannen gefüllt. Zu den Fanggründen des Vereins gehören die beiden Stadtteiche, der Heidhofsee und der Heidesee.
Heute werden Hobby und kulinarischer Genuss miteinander verbunden, doch der Imagewandel ist noch jung: Diente Angeln bis in die 1960er Jahre noch der Erweiterung des kargen Speiseplanes, ist das Auswerfen der Rute heute zum Sport geworden und sorgt für Erholung, verknüpft mit Naturerlebnis, Abenteuer und dem Gewinn eines Leckerbissens.
In den Bottroper Seen gibt es zehn essbare Fischarten: Vom Karpfen, über Hecht und Zander bis hin zur seltenen und äußerst schmackhaften Schleie. Dieser Speisefisch hätte das Potenzial zum Verkaufsschlager, schmeckt sein festes, gräten- und fettarmes Fleisch vielen Gourmets besser als Karpfen - obwohl sie zu einer Familie gehören. Seinen Weg in den Supermarkt wird der Fisch aber nicht finden, was vor allem auf sein langsames Wachstum zurück geht. Zehn Jahre braucht eine Schleie, ein schlachtfähiges Gewicht zu erreichen.
Aale satt
Eine besondere Stellung nimmt in den Seen der Aal ein. Im gesamten deutschen Rheinabschnitt wird der Bestand des europäischen Flussaals auf rund 80 000 Exemplare geschätzt, allein im Heidesee tummeln sich nach Schätzungen mindestens 100 000 dieser Fische. „Der Aal steht bereits auf der Roten Liste der gefährdeten Arten – bei uns kann man ihn aber noch reichlich fangen. Ich bin froh, um jeden Aal der bei uns gefischt wird“, sagt Reinhard Glowka.
Wie man korrekt mit dem Fang umgeht, wird zweimal im Jahr bei der Vereinsveranstaltung „Heimische Fische verwerten“ gezeigt. Dann wird erklärt, welche Messer sich zum Filetieren von Karpfen und Co. eignen, wie man die Klingen richtig schärft und Fische von ihren Gräten befreit. Die unterschiedlichen, selbstverständlich heimischen Fische, die dabei als Demonstrationsobjekt herhalten, landen gemeinsam in einem Kochtopf und werden zu Bouillabaisse, einer Fischsuppe, verarbeitet: „Das kommt bei den Teilnehmern immer gut an, und ganz nebenbei haben sie auch noch etwas gelernt“, sagt Glowka.
Die Lieblingsspeise des passionierten Anglers ist eine andere: „Ich esse am liebsten in Butter gebratenes Zanderfilet mit Gemüse und jungen Kartoffeln. Ein simples Gericht, aber unschlagbar gut.“