Gelsenkirchen. Der Ex-Freund der Angeklagten war Kopf einer Zigarettenschmuggler-Bande – sie soll die Geschäfte unterstützt haben. Für ihr frühzeitiges Geständnis stellte ihr die Wirtschaftsstrafkammer eine Bewährungsstrafe in Aussicht.

„Dummheit“ sei Hintergrund ihrer Straftaten gewesen, sagt die attraktive blonde Angeklagte (33) und präzisiert: „Ich war sehr verliebt in Herrn O.“ Ihr 40-Jähriger Ex-Partner war Kopf einer Bande von Zigarettenschmugglern, die vor gut zwei Jahren für Mitglieder eine Wohnung in Gelsenkirchen, sowie ein Zigaretten-Lager in Beckhausen unterhielt.

Es ging laut Staatsanwaltschaft um rund 14 Millionen illegaler Zigaretten aus Polen durch die ein Gesamtsteuerschaden von rund zwei Millionen Euro entstanden sein soll. Die 33-Jährige, die sich seit Montag vor der Wirtschaftsstrafkammer des Essener Landgerichtes verantworten muss, soll den Tätern geholfen haben, indem sie zwei Autos auf ihren Namen anmelden ließ und Geld aus Schmuggelgeschäften angenommen und weitergegeben haben soll.

Zwei Mio Euro Schaden

Politik studierte die Angeklagte nach eigenen Angaben in der polnischen Heimat. Gearbeitet habe sie nach dem Abschluss unter anderem als Telefonistin, Kellnerin, Theken-Bedienung. Gemeinsam mit dem Partner kam sie vor etwa fünf Jahren in die Bundesrepublik. Vorausgegangen sei ein gemeinsamer Urlaub in Deutschland, bei dem sie festgestellt habe, dass es hier „wunderschön“ sei und sie hier leben wolle. Der gelernte Schreiner stieg dann später ins Schmuggelgeschäft ein. Die 33-Jährige dagegen will ihren Lebensunterhalt mit Putzen verdient haben.

Die 33-Jährige ist geständig im Sinne der Anklage und gibt auch zu, von den Geschäften ihres Freundes gewusst zu habe. Aber: „ Es hat mich nicht interessiert“, sagt sie, „ich habe immer gearbeitet, von morgens vier bis spät in die Nacht.“ Geld, Geschenke oder irgendwelche anderen Vorteile will sie für ihre Hilfe bei den Geschäften des Freundes nicht bekommen haben.

"Ich würde ihm die Augen auskratzen"

Für das frühzeitige Geständnis stellt die Kammer ihr eine Bewährungsstrafe in Aussicht. Die Angeklagte will weiterhin in Deutschland bleiben, einen Sprachkurs absolvieren und sich „eine ordentliche Arbeit“ suchen. Die Beziehung zum Freund sei beendet, erklärt sie: „Ich würde ihm die Augen auskratzen“, beschreibt sie ihre derzeitige Gefühlslage in Bezug auf den 40-Jährigen. Als er als Zeuge auftritt, hält sie sich zum Glück zurück. - Der Prozess wird fortgesetzt.

Freiheitsstrafe für den Ex-Freund

Der Ex-Freund der Angeklagten, der 40 Jahre alte O., wurde im März 2011 vom Essener Landgericht wegen seiner Beteiligung am Zigarettenschmuggel im großen Stil zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren drei Monaten verurteilt.

Die Bande hatte sich im November 2009 zusammengeschlossen und in einem Lager in Belgien sowie in Gelsenkirchen die Schmuggelzigaretten übernommen, um sie an verschiedene Abnehmer weiter zu verkaufen.