Gelsenkirchen.
Ein illegales Zigarettenlager in der Kampstraße sorgt dafür, dass die XV. Essener Strafkammer zu einer Art Spezialkammer für Zigarettenschmuggel geworden ist. In zwei Verfahren verhandelt sie jetzt wegen des Tatortes Gelsenkirchen gegen neun Angeklagte aus Polen.
Seit dem Nikolaustag sitzt Jacek O. (39) mit fünf mutmaßlichen Komplizen vor der XV. Kammer. Seit dem gestrigen Dienstag sind weitere drei Männer in einem neuen Verfahren vor diesem Gericht. Jacek O. soll Kopf einer Bande polnischer Zigarettenschmuggler sein, die seit Ende 2009 im großen Stil unversteuerte Zigaretten nach Deutschland bringen, um die Ware hier abzusetzen oder weiter nach Westen in die Abnehmerländer Belgien oder Großbritannien zu liefern. Beobachtet wurden sie dabei vom Zollfahndungsamt Essen.
Hauptumschlagplatz war laut Anklage das Lager in der Kampstraße in Beckhausen. Angemietet haben soll die Gruppe aber auch eine Wohnung in der Schwarzmühlenstraße. Dort sollen die Schmuggler regelmäßig übernachtet haben, wenn sie sich in Deutschland aufhielten. Auch als Treffpunkt diente sie.
Der Hauptbeschuldigte Jacek O. soll laut Anklage am Schmuggel von 71 084 Stangen unversteuerter Zigaretten beteiligt gewesen sein. Dabei soll er die Tabaksteuer um rund zwei Millionen Euro geschädigt haben. Im zweiten Verfahren geht es beim dortigen Hauptbeschuldigten um 51 740 Stangen Zigaretten, der Schaden für die Tabaksteuer beträgt 1,4 Millionen Euro.
Die weitere Entwicklung vor der XV. Kammer lässt sich noch nicht absehen. Terminiert ist bis zum April 2011, aber noch laufen Rechtsgespräche unter den Prozessbeteiligten, die zu einem schnelleren Abschluss führen könnten. Das Gericht dürfte darüber nicht böse sein, denn es muss sich aktuell in zwei weiteren Großverfahren um Zigarettenschmuggler und Telefonbetrüger kümmern.