Hinter hohen Hecken, gut versteckt vor neugierigen Blicken, verbergen sich Gärtchen und Schuppen in einer Anlage an der Schwarzmühlenstraße in Gelsenkirchen.
Dieser beschauliche Platz war rund ein Jahr lang, bis November 2008, Umschlagplatz für russische, eingeschmuggelte Zigaretten der Marke Jin Ling. Von dort aus verkaufte eine polnische Gruppe die nur für den Schmuggel hergestellten Glimmstängel ins gesamte Ruhrgebiet. Gestern stand mit einem 29-jährigen Polen einer der letzten Bandenmitglieder vor dem Essener Landgericht. Vier Jahre Haft handelte sich der vermeintliche Stellvertreter des Drahtziehers K. ein. . Der Steuerschaden liegt bei rund zwei Millionen Euro.
Zäh zog sich das Geständnis des fülligen Angeklagten mit den kurz geschorenen Haaren. In einem Vorgespräch hatten Kammer, Anwältin und Staatsanwaltschaft gegen ein umfassendes Geständnis vier Jahre Freiheitsstrafe in Aussicht gestellt. „Mit Hängen und Würgen“ , so Oberstaatsanwalt Hans-Joachim Koch, kam es dann schließlich auch.. Der polnische Landwirt räumte ein, bei acht Zigarettentransporten dabei gewesen zu sein und auch seinen Chef K. vertreten zu haben, wenn der verhindert war. Dafür gab es freie Kost und Logis und eine Bezahlung von 100 bis 150 Euro pro Einsatz „Wir treffen uns am Grill“ lautete die Devise, wenn man telefonisch den Treffpunkt in Gelsenkirchener zur Übergabe vereinbarte. K. wurde im Sommer letzten Jahres zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt.
Im Gelsenkirchener Kleingarten wurden die Glimmstängel gelagert bis der Weitertransport erfolgte. In Deutschland kurvte unter anderem ein zum Postauto umlackierter und so getarnter Schmuggeltransporter durchs Land. Die Täter hatten sogar eine dazu gehörige Uniform für den Fahrer besorgt, um nicht aufzufallen. Vergebens, sie waren längst im Visier der Fahnder.
Damit die Autos nicht leer zurückfuhren, verlegte sich die Gruppe auch auf Diebstahl, häufig nach vorheriger Bestellung aus Polen. So war der 29-Jährige auch dabei, als in einer Gelsenkirchener Friedhofsgärtnerei ein A4 Cabrio gestohlen und ausgeschlachtet wurde. Ohne Räder fand man die Karosse später in einem Bottroper Wald.