Gelsenkirchen. .

Auf Krücken stützt sich der Angeklagte S., als er den Gerichtssaal des Amtsgerichtes betritt. Ein gebrochenes Sprunggelenk und ein Bänderriss machen ihm zu schaffen. Der gelernte Steuerfachgehilfe soll in den Jahren 2009 und 2010 20 Frauen kräftig zur Kasse gebeten haben, ohne in vielen Fällen eine Gegenleistung erbracht zu haben.

Die Tierfreundinnen wollten sich in Seminaren schulen lassen, wie sie Tiere mit alternativen Heilmethoden behandeln können. Frauen klagten über Unregelmäßigkeiten. Versprochene Kurse hätten nicht stattgefunden, Dozenten seien nicht erschienen. Physiotherapie für Hunde und Pferde stand neben Tierheilpraktik unter anderem auf dem Stundenplan. Verträge schlossen die Frauen mit dem „Freien und privaten Ausbildungsinstitut für alternative Tierheilkunde“ (FAT). Seinen Sitz hatte das Institut an der Husemannstraße, Geschäftsführer war der 46-jährige Angeklagte.

Institut genoss guten Ruf

S. spricht regelmäßig von Schülern, wenn es um die einzelnen Fälle geht. Er versichert, dass alle Frauen nach ihren Einzahlungen auch an Kursen teilgenommen hätten. „Wieso soll ich betrogen haben“, fragt er das Gericht. Die Anklage wirft ihm vor, sich unrechtmäßig bereichert zu haben. Das Geld sei häufig ohne Gegenleistung auf das Geschäftskonto geflossen.

Zwischen 3000 und 4000 Euro hatten einige Frauen als Einmalzahlung neben einer Grundgebühr von über 300 Euro geleistet. Knapp 50.000 Euro überwiesen sie.

S., der heute von Hartz IV lebt, hatte das operative Geschäft in dem Institut, das offensichtlich einen guten Ruf hatte, 2007 von seiner Mutter übernommen. Die hätte es ihm vor 12 Jahren geschenkt. Auch mit dem Tierheim und einer Unfallklinik in Duisburg hätte sein Institut zusammengearbeitet.

Finanzielle Probleme

Möglicherweise hat auch eine Steuernachforderung von 140.000 Euro im Jahr 2008 das Unternehmen erheblich belastet. S. musste ein Darlehen aufnehmen. Der 46-Jährige räumt ein, dass es ab 2010 schlecht lief. Zwei seiner vier Mitarbeiter seien krank geworden. Auch er erkrankte, das Büro sei deshalb nicht besetzt gewesen. Dozenten wollten offensichtlich nicht mehr für ihn arbeiten. Sie sollen kein Gehalt mehr erhalten haben. Ab Oktober 2010, so versichert er, habe er keine Seminargebühren von den Schülern mehr eingezogen. Im Dezember schließlich schloss die Schule.

In dieser Woche werden die ersten Frauen als Zeuginnen aussagen. Der Angeklagte will durch Vorlage von Anwesenheitslisten nachweisen, dass die Seminare stattgefunden und die Schüler auch teilgenommen hätten.