Gelsenkirchen.

In seinem Beruf hatte es der 26-jährige N. schon weit gebracht. Er war Marktleiter bei Rewe an der Bismarckstraße. Doch die Schulden und offensichtlich ein zu aufwändiger Lebenswandel beendeten den möglichen Karriereweg des jungen Mannes. Er half dem Glück auf dubiose Weise nach. Fünfmal überwies er die Tageseinnahmen in der Filiale nicht auf das Rewe-Geschäftskonto bei der Volksbank, sondern auf sein eigenes. Das mehrte sich um etwa 57.000 Euro. Die Quittung stellte ihm jetzt das Amtsgericht aus: 18 Monate Freiheitsstrafe wegen Untreue, bei einer Bewährungszeit von drei Jahren.

Der berufliche Weg war alles andere als holprig. Schon die Ausbildung zum Kaufmann im Einzelhandel hatte er bei dem Handelsriesen absolviert. Zunächst als Angestellter, dann als Selbstständiger leitete er die Filiale an der Bismarckstraße. Er leaste einen schicken Wagen, machte Schulden. Doch die Hoffnung, in eigener Rechnung mehr denn als Angestellter des Verbrauchermarkts verdienen zu können, erfüllte sich nicht.

Schuldenberg wuchs weiter

Als der Schuldenberg immer weiter wuchs, entschloss er sich, sein Konto mit Hilfe der Tageseinnahmen aufzubessern. Zwischen dem 30. September und dem 5. Oktober 2010 flossen durchschnittlich fünfmal 15000 Euro täglich in seine Taschen. Einen Teil hatte er wieder aufs Geschäftskonto eingezahlt.

Der Staatsanwalt sieht in dem Angeklagten nicht gerade den Typ eines Top-Managers. Er sei unerfahren, hätte schon Schulden angehäuft gehabt, als er die Tätigkeit als Marktleiter aufgenommen habe. Den Charakter des 26-Jährigen, der zum Fluchtverhalten neige, sieht der Anklagevertreter durch eine Tat bestätigt, die zu einer Geldstrafe führte. Er hatte Hals über Kopf seine Wohnung aufgegeben und den Schäferhund seinem Schicksal überlassen. Das Tier starb. Positiv bewertete der Staatsanwalt die Bemühungen des Mannes, sich zum Sanitäter ausbilden zu lassen.

Unterstützt von der Lebensgefährtin

Zur Zeit arbeitet N. als Fahrer bei einem Krankentransport-Unternehmen. Von seinem Nettoverdienst - knapp 1100 Euro - gehen 655 für Miete und 430 Euro für die Schuldentilgung drauf. Dazu kommen demnächst die Rückzahlungsraten an seinen früheren Arbeitgeber. Unterstützt wird er von seiner Lebensgefährtin.

Das Gericht fragte sich, ob bei besserer Kontrolle das Ausmaß der Fälle nicht hätte verhindert werden können. Für den Angeklagten spreche, dass er sich weiter um Arbeit bemühte hatte und eine Ausbildung anstrebe. Wenn er nicht gerade Buchhalter werden wolle, meinte die Vorsitzende schmunzelnd.