Essen. Zum zweiten Mal innerhalb von 15 Monaten verurteilte die XVI. Essener Strafkammer den Chef der in Mülheim, Gelsenkirchen und Herten aktiven Umzugsfirma, die vor allem Senioren erpresst hatte.

Zum zweiten Mal innerhalb von 15 Monaten verurteilte die XVI. Essener Strafkammer den Chef der in Mülheim, Gelsenkirchen und Herten aktiven Umzugsfirma, die vor allem Senioren erpresst hatte. „Irgendwann muss Schluss sein“, warnte Richter Martin Hahnemann am Freitag.

Für den Gelsenkirchener Haupttäter Martin S. (36), der im August 2010 drei Jahre Haft bekommen hatte, erhöhte das Gericht die Strafe um neun Monate für 19 Fälle. Ein 29-jähriger Mitarbeiter aus Essen, erstmals angeklagt, bekam für 13 Fälle der Erpressung eineinhalb Jahre Haft mit Bewährung und muss 150 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten.

Billiges Lockangebot

Seit 2005 pflegen die Firmen von Martin S. ein bestimmtes Geschäftsmodell: Mit sehr niedrigen Festpreisen oder besonderen Rabatten für einen Umzug werden speziell ältere Mitbürger angelockt. Wenn die Lkw dann vor der neuen Wohnung stehen, wird plötzlich der dreifache Betrag verlangt. Falls die Kunden nicht zahlten, nähme man ihre Möbel mit, wird gedroht

Richter Hahnemann ließ keinen Zweifel, was die Kammer davon hält: „Durch günstige Angeboten werden Aufträge an Land gezogen, wobei klar ist, dass danach mit Drohungen mehr Geld verlangt wird.“

Gott angefleht

Offenbar handele es sich nur um die Spitze des Eisbergs, was bislang angeklagt worden sei. Über die Dunkelziffer lasse sich nur spekulieren.

Etwas pathetisch hatte der zuletzt in Gelsenkirchen wohnende Martin S. sein letztes Wort gewählt: „Ich hoffe, dass mir Gott die Kraft gibt, diese Strafe durchzustehen.“ Die Strafkammer hegt wohl auch ein wenig die Hoffnung, dass bei Martin S. Läuterung eingetreten ist. Hahnemann: „Wir haben schon den Eindruck, dass ein Umdenken stattgefunden hat.“ Falls dieser Eindruck trügt, will das Gericht schon einmal vorbauen. „Wenn so weiter gearbeitet wird, dann setze ich all meinen Ehrgeiz in die Aufklärung der Fälle. Und dann gibt es eine richtige Packung.“