Essen. Bürgerlich wirken die vier Angeklagten vor dem Landgericht Essen, drei von ihnen kommen aus Marl. Geschäftsleute sind sie, aber laut Anklage sollen sie mit ihrem verschachtelten Gelsenkirchener Immobilienunternehmen einen Schaden in Millionenhöhe angerichtet haben.
Von „Schrottimmobilien“ sprechen Strafjuristen, wenn es um derartige Vorwürfe geht. Die Gruppe um den Marler Tuncel A. (35) soll von Schalke aus zwischen 2007 und 2009 insgesamt 32 Wohnungen an Käufer ohne Geld vermittelt haben und damit bei den finanzierenden Banken einen Schaden in Höhe von rund zwei Millionen Euro verursacht haben.
Die Geschäftsidee schien ihnen laut Anklage leicht von der Hand zu gehen. Objekte seien gekauft und dann zu einem weit überhöhten Preis an mittellose Personen, denen Geld versprochen worden sei, verkauft worden. Durch gefälschte Unterlagen, so die Anklage von Staatsanwalt Gregor Hähner, seien die finanzierenden Direktbanken getäuscht worden.
Einem Arbeitslosen soll die Tätergruppe etwa eine Wohnung in der Gelsenkirchener Marktstraße verkauft haben. 155 000 Euro betrug der Kaufpreis laut Urkunde eines Notars aus Warstein. Daran stimmte nach Erkenntnis der Staatsanwaltschaft nicht viel. Am Computer seien Gehaltsnachweise eines Großunternehmens gefälscht worden, nach denen der Arbeitslose monatlich 2080 Euro netto verdiente. Passend erschien der mutmaßlich ebenfalls gefälschte Ausdruck der Lohnsteuerbescheinigung.
Die Direktbank zahlte jedenfalls im Juni 2008 die gewünschte Summe von 155 000 Euro aus. Ein Jahr später galt das Darlehen als notleidend. Auch die Sicherheit war nicht das Geld wert, von dem die Bank ausging. Ein Gutachten ergab gerade mal 84 500 Euro als anzunehmenden Verkehrswert.
Zwischen 75 000 und 285 000 Euro listet die Anklage als jeweiligen Verkaufspreis auf. Anfangs hätten die Angeklagten selbst die ersten Finanzierungsraten bezahlt, damit der Schwindel mit den Darlehen nicht sofort auffliegt. Letztlich seien aber alle Kredite notleidend geworden. 17 Prozesstage hat die XXI. Essener Strafkammer zunächst angesetzt.