Gelsenkirchen.

Wunder gibt es immer wieder. Das weiß nicht nur die Schlagerszene seit Katja Ebsteins großem Hit. Von der zauberhaften Welt der Wunder erzählen seit Jahrhunderten die Märchen, Sagen und Legenden aus aller Herren Länder. Profunde Kenner dieser Welten voller Drachen, Feen und Fabelwesen sind die Gelsenkirchener Ursula und Heinz-Albert Heindrichs. Das dokumentieren sie einmal mehr in ihrem neuen Forschungsbuch.

Das ist unter dem Titel „Märchen als Brücke für Menschen und Kulturen“ im Verlag Königsfurt Urania erschienen. Unter gleichem Titel fand im Kulturhauptstadtjahr 2010 auch der Herbstkongress der Europäischen Märchengesellschaft in Gelsenkirchen statt, der wegen seines interkulturellen Anliegens zu einem wichtigen Schwerpunkt des Kulturhauptstadtjahres geriet.

Nachhaltigkeit von 2010 erfüllt sich

Nun liegt auch das Buch zum Kongress vor. Für all die, die nicht dabei sein konnten, bietet sich das mit 330 Seiten umfassend geratene Nachschlagewerk an, das alle 14 Vorträge enthält, die im Musiktheater gehalten worden sind. Und nicht nur die: Den Vorträgen sind sechs weitere Aufsätze vorangestellt, die das Thema sinnfällig komplementieren. Damit geht ein Stück der vielzitierten Nachhaltigkeit von 2010 in Erfüllung.

Dem Ehepaar Heindrichs bieten sich Märchen als „elementare Basis zur Völkerverständigung“ geradezu an. Dr. Ursula Heindrichs, Literaturwissenschaftlerin, bis 2001 Präsidentin und heute Ehrenpräsidentin der Europäischen Märchengesellschaft, betont: „Märchen besitzen unterhalb aller Kulturen und Ideologien eine gemeinsame Bildersprache, auf die sich alle verstehen.“

Aufsätze schlagen Verständnisbrücken

Und mehr noch, die Wissenschaftlerin ist überzeugt: „Wenn die Menschen wüssten, dass die Märchen auf der ganzen Welt die gleichen Wurzeln haben, dann gäbe es mehr Frieden.“ Weil mehr Gemeinsamkeiten mehr Verständnis bedeuten. In ihren Buchbeiträgen nun nehmen Autoren u.a. aus Deutschland, Japan, aus Westafrika und Syrien die Märchen als Brückenbauer unter die Lupe.

Die Aufsätze schlagen Verständnisbrücken zu den Märchentexten aus aller Welt. Prof. Heinz-Albert Heindrichs, Märchenexperte, Komponist und Lyriker, gibt dem Anliegen des Buches besonders für das Ruhrgebiet eine große Bedeutung: „In diesem Ballungsgebiet leben heute wie an keinem anderen Ort in Europa Menschen der verschiedensten Nationen zusammen.“

Welche Wirkungen die wundersamen Erzählungen auf den Leser haben können, wird zum Beispiel analysiert. Sie können Warnung sein oder Trost, Ermutigung bringen oder Besinnung.

Schon neun Bände zum Thema Märchen

Ein anderer Beitrag untersucht die Wirkweisen des Wunders in mittelalterlichen Legenden, erzählt von Glanz und Schrecken. Ursula Heindrichs erforscht die Wandlung der Legende in der neueren Literatur.

Insgesamt legten die Märchenexperten bereits neun Bände zum Thema Märchen auf. Dass in Gelsenkirchen auch die Tradition des Märchenerzählfestivals und des Puppenfestivals wieder aufgegriffen wurde, begrüßen beide sehr.

Der Band „Begegnung mit dem Wunder in Märchen, Sagen und Legenden“ ist im Verlag Königsfurt Urania erschienen und im Buchhandel für 24,90 Euro erhältlich.

Märchenfestival 2011

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