Gelsenkirchen.

Die Eindrücke vom vergangenen Wochenende sind noch immer nicht ganz verarbeitet, müssen noch „sacken“, aber eines steht für das Ehepaar Dr. Ursula und Prof. Heinz-Albert Heindrichs bereits fest: „Dieser Märchenkongress war einmalig.“

„Eine solche Tagung hat die Europäische Märchengesellschaft noch nicht erlebt“, sagen die beiden.

400 Gäste und Experten aus aller Welt waren zum Kongress (29.9.-3.10.) nach Gelsenkirchen gekommen, darunter zahlreiche führende Erzählforscher wie der deutsche „Märchenpapst“ Prof. Heinz Rölleke, der japanische Germanist Prof. Toschio Ozawa (der Bruder des Dirigenten Seiji Ozawa), der gleich mit 27 Studenten anrückte, oder der in Bielefeld promovierte Germanist Mensah Wekenon Tokponto, der in seiner Heimat Benin (Westafrika) Feldforschungen betreibt und im Musiktheater über Korrespondenzen zwischen den Grimmschen Märchen und Motiven aus der mündlichen Erzähltradition der Volksgruppe der Fon referierte.

„Märchen als Brücke für Menschen und Kulturen“ lautete das Motto des in das MärchenErzählFestival mit seinen rund 100 Veranstaltungen eingebundenen Kongresses, dessen Vorbereitung fast drei Jahre dauerte. Bei der Programmgestaltung der 15 Plenungsvorträgen und 18 Arbeitsgermeinschaften ging es nicht nur um wissenschaftliche Qualität – die Referenten sollten eine Beziehung zur europäischen Märchentradition haben zudem und die Kongress-Sprache Deutsch beherrschen.

Wenn die langjährige Präsidentin der Europäischen Märchengesellschaft und ihr Mann angesichts des Kongress-Verlaufes und der enormen Medienresonanz von dem „absoluten Highlight für Gelsenkirchen“ im Kulturhauptstadtjahr sprechen, dann ist das keine Selbstbeweihräucherung. „Wir sind nur der Pfirsich-Kern“, meint Ursula Heindrichs, „Volker Bandelow vom Kulturhauptstadtbüro hat für das Fruchtfleisch um den Kern gesorgt“.

Das ganze musikalische-künstlerische, fein auf den interkulturellen Anspruch der Tagung abgestimmte Rahmenprogramm im Musiktheater wurde vom Gelsenkirchener Kulturhauptstadtbüro finanziert. Die Europäische Märchengesellschaft, deren 2600 Mitglieder 50 Euro Jahresbeitrag zahlen, hätte das nie stemmen können. Was die Ausrichter besonders freut: Praktisch alle Beiträge des Rahmenprogramms wurden aus eigenen Kräften (MiR) bestritten. „Und Intendant Schulz hat darüber hinaus reagiert und die ganze Spielzeit dem Thema Mythen und Legenden gewidmet.“