Gelsenkirchen. .
Die RAG und Eon punkten mit komplizierten Schaltkreisen, BP verteilt Lollis, Netto Einkaufschips: Bei der Ausbildungsplatzbörse im Foyer des Musiktheaters ging es am Donnerstag vor allem darum, die Aufmerksamkeit der 3000 Schüler auf sich zu lenken.
Über 40 Unternehmen aus Gelsenkirchen und den Nachbarstädten, sieben mehr als im vergangenen Jahr, präsentierten sich hier auf Einladung der Agentur für Arbeit. Schüler der Entlassjahrgänge konnten sich ganz unverbindlich über die Ausbildungsangebote informieren, persönliche Gespräche führen und sogar ihre Zeugnisse gleich da lassen. „Wir können zwar nicht mit Zahlen belegen, wie viele Ausbildungsverträge durch diese Veranstaltung abgeschlossen werden, aber aus den Vorjahren wissen wir, dass hier zumindest eine ganze Reihe angebahnt wird“, erklärt Luidger Wolterhoff, Chef der Gelsenkirchener Agentur für Arbeit.
Den Schülern kam das erweiterte Themenspektrum sehr entgegen. „Ich möchte Erzieher werden und habe mich gerade schon über die Ausbildungsmöglichkeiten informiert. Jetzt schaue ich mir aber auch noch die Angebote bei den handwerklichen Betrieben an“, erzählte Marlon (15). Und Chantal (15), die eigentlich Architektin werden möchte, schwärmte von den Ausbildungsangeboten bei Aldi Süd, die hier vorgestellt wurden. „Nach so einer Ausbildung kann man quasi alles werden, weil die so einen guten Ruf hat. Da könnte man sogar bei einer Bank anfangen. Das überlege ich mir noch einmal“, sagt sie. Und ihre Freundinnen Esra, Lena und Johanna nicken.
Viele spannende Alternativen
Die Schülerinnen sind mit einem Busshuttle aus Bottrop gekommen, um sich hier zu informieren. „Wir haben die verschiedenen Schulen zeitversetzt eingeladen, über den Tag verteilt“, erklärt Luidger Wolterhoff, der auch nicht verschweigt, dass der hiesige Ausbildungsmarkt kein leichter ist. „Hier in Gelsenkirchen kommen auf jede Ausbildungsstelle, die uns gemeldet wird, zwei Bewerber. Aber das muss man differenziert sehen. Nicht alle Ausbildungsstellen werden uns ja gemeldet“, sagt er. „Wir müssen von diesem Missverhältnis von 2:1 wegkommen. Deshalb finde ich es gut, wenn sich viele Unternehmen hier in einem solchen Rahmen engagieren“, ergänzt Oberbürgermeister Frank Baranowski. „Auch die Stadt hat hier einen Infostand, denn wir merken, dass das Interesse an Arbeitsplätzen in der Stadtverwaltung bei jungen Leuten stärker geweckt werden muss. Aufgrund des demografischen Wandels werden bald zahlreiche Stellen frei“, betont er. Diese Entwicklung sieht auch Peter Schnepper von der IHK Nordwestfalen. Er appelliert: „Die jungen Leute sollten flexibler werden, was ihre Suche nach einem Ausbildungsplatz angeht. Nicht jeder kann in den Top-Ten-Jobs arbeiten, es gibt auch noch viele spannende Alternativen.“
Besonders angespannt könnte die Ausbildungssituation im kommenden Jahr werden. „Denn dann kommt zu der Zahl der Schulabgänger ein doppelter Abiturjahrgang hinzu“, sagt Peter Schnepper von der IHK Nordwestfalen. „Wir werben jetzt schon bei den Betrieben dafür, dass für die Abiturienten zusätzliche Ausbildungsplätze geschaffen werden, damit Haupt- und Realschüler nicht einfach übergangen werden.“