Gelsenkirchen. . Junge Menschen ohne Ausbildungsplatz werden oft in einem wahren Maßnahmendschungel geparkt. NRW-Arbeitsminister Schneider sprach in Gelsenkirchen über das neue Übergangssystem von der Schule zum Beruf. Ein Ziel: Berufsorientierung ab der 7. Klasse.
Mit Effizienz und klaren Strukturen will die NRW-Regierung dem nahezu unübersichtlichen Maßnahmendschungel begegnen, in dem junge Menschen ohne Ausbildungsplatz mehr oder weniger geparkt werden. Wie das neue Übergangssystem zwischen Schule und Ausbildungs- beziehungsweise Berufsleben indes konkret aussehen und umgesetzt werden soll, diese Antwort blieb NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider (SPD) am Mittwoch bei seinem Besuch in Gelsenkirchen Bürgermeistern und Gewerkschaftern aus der Emscher-Lippe-Region schuldig. Wohl aber gab er klare Ziele vor: Ab Klasse 7 aller weiterführenden Schulen soll demnach der Startschuss zur Berufsorientierung fallen.
"Das allgemein bildende Schulwesen orientiert sich zu wenig am Berufsleben“, sagte Schneider im DGB-Haus der Jugend. Gerade im Emscher-Lippe-Raum mit seinen strukturpolitischen Problemen sei die Situation am Ausbildungsmarkt nach wie vor unbefriedigend. Einem freien Ausbildungsplatz stünden zwei Bewerber gegenüber. Mit einer Vermeidung von Warteschleifen – als konkretes Beispiel nannte der Minister das so genannte Werkstattjahr, das jährlich Millionen verschlinge – sollen Mittel gespart und in Bildung investiert werden. "Wer Berufsreife erlangt hat, soll in das duale System geleitet werden. Wem die berufliche Reife noch fehlt, den machen wir ausbildungsreif", so der Minister. Und zwar immer mit der Maßgabe: "Wenn ihr das schafft, bekommt ihr einen Ausbildungsplatz." Um dieses Versprechen zu erfüllen und über Ausbildungsplatzangebot und -qualität zu reden, hat der Minister am 2. Mai eine Unternehmenskonferenz in Düsseldorf organisiert.
Kommunen sollen Berufsorientierung an den Schulen koordinieren
Die "Hausaufgabe" der Kommunen: Sie sollen die Berufsorientierung an den Schulen mit allen Beteiligten koordinieren. Im Gegenzug werde das Land "diesen Prozess finanziell unterstützen", kündigte der Minister an. Es dürfe nicht sein, dass die Hälfte der jungen Leute, die einen Ausbildungsplatz suchen, diesen nicht bekommen und stattdessen an einem Berufskolleg landen. "Parkplätze brauchen wir nicht. Wir brauchen Fachkräfte", sagte Schneider.
Dass die Stadt Gelsenkirchen sich längst in der Verantwortung sehe, unterstrich OB Frank Baranowski. "Wir leisten uns ja bewusst eine Jugendberufshilfe. Das ist eigentlich eine freiwillige Leistung." Bislang habe man die Mittel für außerbetriebliche Ausbildungen noch nicht reduziert, aber das werde sich ändern, wenn die Bundesagentur für Arbeit die Mittel für solche Maßnahmen kürze, meinte Baranowski. Er war es nach Worten des Arbeitsministers auch, der in interner Runde das Ausschreibungsverfahren der Arbeitsagentur zum Thema gemacht hatte. Schneider nahm den Faden auf. Im Bereich der Bildung und Berufsbildung dürfe Qualität nicht durch Lohndumping den Kürzeren ziehen. Nur Bildungsträger, die Tarifverträge einhalten, sollten gefördert werden. Womit er den Gewerkschaftern, allen voran DGB-Vorsitzendem Josef Hülsdünker, natürlich aus dem Herzen sprach.