Essen. Einen Schaden in Höhe von 400.000 Euro sollen zwei Männer und eine Frau aus Gelsenkirchen und Lünen mit Betrugsdelikten bei der Postbank in Gelsenkirchen verursacht haben. Sie sollen sich Kredite mit gefälschten Unterlagen erschwindelt haben. Um 16 Fälle geht es in dem Strafprozess.
Von einer Kreditklemme konnte in der Postbank an der Husemannstraße in Gelsenkirchen keine Rede sein. Selbst mittellose Kunden bekamen Darlehen ausgezahlt, behauptet die Staatsanwaltschaft vor dem Landgericht Essen. Sie wirft zwei Männern und einer Frau aus Gelsenkirchen und Lünen vor, die Kredite mit gefälschten Unterlagen erschwindelt zu haben. Der Schaden für das Geldinstitut dürfte rund 400 000 Euro betragen.
Am Freitag zum Prozessauftakt kann die XV. Strafkammer noch nichts aufklären. Sinan T. (27) und seine Mitangeklagte Yeliz K. (31), beide aus Lünen, schweigen vor Gericht ebenso wie der Gelsenkirchener Menderes Ö. (44). Auch ein Zeuge, der für die Angeklagten Papiere gefälscht haben soll, macht von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch. Das Strafverfahren gegen ihn ist vorläufig eingestellt.
Gefälschte Gehaltsbescheinigungen und Kontoauszüge
Bei den Kreditberatern der Bank dürften die drei Angeklagten vermutlich etwas redseliger gewesen sein, falls die Vorwürfe zutreffen. Laut Anklage trat das Trio in der Postbankfiliale als Vermittler auf, beantragte das Geld nicht im eigenen Namen. Die Kunden, die die drei mitbrachten, sollen alle mittellos und unter normalen Umständen absolut kreditunwürdig gewesen sein.
Das hätten die Angeklagten der Bank aber verschwiegen. Um die Bonität der potenziellen Kreditnehmer zu unterstreichen, sollen sie auf gefälschte Gehaltsbescheinigungen und Kontoauszüge zurückgegriffen haben. Das System funktionierte offenbar. Ohne weitere Kontrollen scheinen diese Papiere laut Anklage eine Art Sesam-öffne-dich für den gut gefüllten Tresor der Bankfiliale dargestellt haben.
Sieben Verhandlungstage eingeplant
Um 16 Fälle geht es in dem Strafprozess, für den das Gericht bislang sieben Verhandlungstage eingeplant hat. Zwischen September 2007 und Februar 2008 hätten die Angeklagten für diese 16 Kunden Kredite in einer Höhe von insgesamt 500 000 Euro beantragt. Ausgezahlt haben soll die Postbank rund 400 000 Euro, in den anderen Fällen verweigerte sie das Geld.
Für die „Kunden“ hätte sich das Vorgehen der Angeklagten ebenfalls gelohnt. Denn sie bekamen Kreditsummen zwischen 25 000 und 50 000 Euro in die Hand. Davon mussten sie zwar laut Anklage Provisionen in Höhe von mehreren tausend Euro an die Angeklagten auszahlen. Manchmal hätten die Kreditvermittler auch ein Drittel oder gar die Hälfte des Kredites einbehalten. Aber alle Darlehen sollen geplatzt sein, weil die Darlehensnehmer ihre Raten nicht bezahlt und später Insolvenz angemeldet haben sollen.
Beobachter nennen die im Tatzeitraum starke Konkurrenz durch Online-Banken als Grund für die laschen Kontrollen in etablierten Geldinstituten. Es sei dort nach dem Motto gearbeitet worden: Wenn ich den Kredit nicht gewähre, macht eine andere Bank das Geschäft. Da nehme ich lieber das Risiko in Kauf.