Gelsenkirchen. . Der Geheimnisvolle Filmclub feierte im Museumscafé Geburtstag. Vorher gab es wie jeden Monat ein Zelluloid-Doppelprogramm in der Schauburg.
Der Geheimnisvolle Filmclub Buio Omega ist jetzt offiziell in der Pubertät. Am Samstag feierte das Club-Komitee gemeinsam mit mehr als 100 Mitgliedern und Gästen in der Schauburg und anschließend im Museumscafé den 13. Geburtstag. Seit 1999 kommen Cineasten ein Mal im Monat in den Genuss von Filmen, die anschließend für sie „unwiederbringlich verloren“ sind. An den Stoff, den die Geheimnisträger besorgen, ist nämlich nicht so einfach heranzukommen.
„Das ist das größte Geheimnis von Buio Omega“, sagt Komitee-Mitglied Jörg (43) alias Jo Steinbeck („Wir arbeiten nur mit Pseudonymen.“) mit verschwörerischem Unterton. Hinter vorgehaltener Hand ist in der Schauburg allerdings von entlegenen und mit Exploitationfilmen gefüllten Scheunen in Bayern und von höllisch guten Kontakten zu anderen Sammlern die Rede. „Werden Sie Zeuge bei der Wiedergeburt des eurozentrierten Exploitationfilms der 60er bis 80er Jahre“, versprechen die Buios auf ihrer Homepage.
Etwa 1000 Mitglieder zählt der Geheimnisvolle Filmclub. Darunter sicher manche Karteileiche, dafür aber auch Hardcore-Fans, die kein „Zelluloid-Doppelprogramm“ verpasst haben. Steinbeck: „In den letzten 13 Jahren hatten wir 15.000 Besucher. Zu regulären Veranstaltungen kommen so etwa 100 Besucher. Als Franco Nero hier war, waren es 400. Und beim Hammer war’s ähnlich. Generell sind die Gastveranstaltungen besser besucht.“
Der Hammer, das ist der Schauspieler Fred Williamson, der als letzter Stargast im September 2011 der Einladung nach Gelsenkirchen folgte – ohne Gage übrigens. Auch da machen sich regelmäßig die guten Beziehungen des Komitees bezahlt.
Kreis von Filmsammlern
Entstanden ist Buio Omega aus einem Kreis von Filmsammlern, der über den Schauburg-Sprecher Stephan Zabka Kontakt zu dem Kino in Buer bekam und eines Tages im Anschluss an den regulären Filmbetrieb einen Godzilla-Streifen in einem der Säle schaute. Nach der Club-Gründung 1999 saßen zunächst 20 bis 30 Leute in den Sesseln. „Dann kamen immer mehr Leute und die Sache wurde zu einem Selbstläufer“, sagt Jo Steinbeck. „Ich hätte der Geschichte vorher nicht mehr als ein Jahr gegeben“, kann Christian Kessler, der Filmgelehrte des Clubs, der Fachvorträge zu den Filmen hält, nach 13 Jahren zugeben.
Berühmt-berüchtigt ist bei Buio-Geburtstagen die detailreich gestaltete Torte. Abgetrennte Gliedmaßen und mit Marzipan in Form gebrachte Pornografie sollen da schon auf dem Kuchenblech gelandet sein. Aber: „Unsere alte Tortenbäckerin hat ihren Job an den Nagel gehängt“, sagt Steinbeck. Und die neue Kuchen-Künstlerin müsse erst noch behutsam an das Thema Exploitation herangeführt werden. „Die heutige Torte ist vielleicht nicht die härteste von allen.“ In der Tat: Bomben, Dynamitstangen und Feuerwerksraketen greifen zwar das Thema eines der beiden Streifen am Samstag auf, können beim Filmclub jedoch kaum noch jemanden schocken.
Am Samstag liefen die Filme „Rakete Mond startet“ – Science-Fiction von 1958 – und „The Mad Bomber“ (1973), der in Deutschland wahlweise „Aus der Hölle gespuckt“ oder nicht weniger reißerisch „Einer wird bluten“ heißt. „Das ist kein Trash!“, sagt Steinbeck. Man müsse die Filme lediglich in die Zeit ihrer Entstehung einordnen. „Da spiegelt sich auch die Gesellschaft wieder.“
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