Gelsenkirchen.. Das Stadtumbaubüro möchte die Innenstadt mit einem Kinobetrieb im Leerstand Hauptstraße 5 beleben. Aufgrund der wenig aussichtsreichen Wirtschaftlichkeit kommt dafür eigentlich nur ein geförderter Verein in Frage. Als Räumlichkeit ist die ehemalige Kodi-Niederlassung an der Hauptstraße im Gespräch.
Es gab eine Zeit, da strotzte Gelsenkirchen nur so vor Kinos. 1958 zählte die Stadt auf ihrem cineastischen Höhepunkt 42 Lichtspielhäuser! Allein in der Altstadt hatten Filmfreunde acht verschiedene Adressen zur Auswahl. Und heute? Heute sieht es zumindest quantitativ gesehen finster aus. Die Schauburg in Buer trotzt mit ihrem Charme vergangener Tage zum Glück erfolgreich der Moderne. Und in Erle – sozusagen in der neutralen Zone, dem Niemandsland zwischen dem Stadtnorden und dem Stadtsüden – sehnen sich die Apollo Cinemas nach Besucherströmen. Der Süden ist komplett kinofrei, sieht man mal von der Aula der Gesamtschule Ückendorf an der Bochumer Straße ab, die das Kommunale Kino mittwochs für Vorführungen nutzt. (Und auch das nicht wirklich erfolgreich.)
Ende – The End – Fin: das Stadtumbaubüro Gelsenkirchen-City hat genug gesehen, beziehungsweise nicht, und hat eine Machbarkeitsstudie für ein neues Kino südlich des Kanals in Auftrag gegeben. Damit keine Missverständnisse aufkommen: angedacht ist nicht etwa der Neubau eines Mega-Kino-Komplexes, sondern die Unterbringung einer geeigneten Programmreihe in einer ungenutzten Immobilie. Und daran mangelt es bekanntlich nicht.
„Viel Geld kann man damit sicher nicht verdienen"
„Dieser Raum hier ist geeignet“, sagte am Freitagabend Birgit Wend, Projektentwicklerin beim Stadtumbaubüro, in der ehemaligen Kodi-Niederlassung an der Hauptstraße 5. Gewissermaßen zu Demonstrationszwecken und als Versuchsballon hatte man dort zum „Baustellenkino“ eingeladen. Im provisorisch eingerichteten Kinosaal nahmen etwa 50 Interessierte Platz, um zunächst die Wortmann-Komödie „Kleine Haie“ zu sehen, die 1992 teilweise in Gelsenkirchen gedreht worden ist. Im Anschluss informierte Bernd Hutschenreuter, der mit der Machbarkeitsstudie beauftragt worden war, über den Stand der Projektentwicklung für die Schaffung eines Kinostandortes in der City. Die Adresse Hauptstraße 5, so Birgit Wend, sei die einzige, die für dieses Vorhaben in Frage komme. Nur wenige Meter weiter – in der Hausnummer 1, dem heutigen Standort der Kodi-Filiale – war damals das Union-Kino beheimatet.
Dass sich für einen Kinobetrieb in der Altstadt ein privater Betreiber findet, ist nahezu utopisch. „Viel Geld kann man damit sicher nicht verdienen. Aber es müsste sich wenigstens rechnen“, so Wend eingangs. Aber Geld scheint erstmal gar keine wichtige Rolle zu spielen. Auf die (ungefähren) Betriebskosten der Immobilie angesprochen, muss Bernd Hutschenreuter nämlich passen. Die habe er für seine Machbarkeitsstudie bislang deshalb nicht angefragt, weil das eine Information sei, die er ganz unkompliziert von jetzt auf gleich bekommen könne.
Es muss also beinahe zwangsläufig auf einen Verein hinauslaufen. Ein entsprechender Verein könnte auch Fördermittel für den Kinobetrieb bekommen. „Aus dem Stadtumbau-Topf gibt es nichts“, verkündete Birgit Wend die harte Wahrheit. An Interessierten für ein Kino in der Altstadt scheint es nicht zu mangeln. Die Gäste des Baustellenkinos brachten sich mit vielen Ideen für Filmreihen und nicht-cineastische Nutzungsmöglichkeiten der Immobilie in die Diskussion ein. Sollte das Projekt Früchte tragen, würde es auch die abzureißende bluebox als Veranstaltungsort ablösen.