Gelsenkirchen. Im Prozess gegen Markus K. nach einer Messerattacke auf zwei Polizisten in Gelsenkirchen erzählen die damals herbeigerufenen Beamten von dem Schreckensszenario am Tatort. Die Kollegen retteten den Opfern das Leben.
Gegensätze offenbaren sich. Auf der einen Seite die Gelsenkirchener Polizisten, die im höchsten Stress das Leben ihrer Kollegen retteten. Auf der anderen Markus K. (21), der psychisch kranke Angeklagte, der zwei Polizisten fast ermordete und jetzt den Prozess vor dem Essener Schwurgericht auch als Bühne sieht.
In einen Hinterhalt hatte er die Beamten in der Nacht zum 9. August gelockt. Mit einem Messer griff er sie an, wollte von ihnen erschossen werden. Als in der Nacht weitere Beamten eintreffen, bietet sich ihnen ein schreckliches Bild: Der verlassene Streifenwagen, zwei blutende Kollegen auf dem Boden, der kampfunfähig geschossene Täter. Hoch professionell handeln die Polizisten. „Warst du allein?“, fragt einer Markus K., der knapp mit „Fick dich“ antwortet. Der Beamte bleibt ruhig, brüllt die Frage jetzt aber. „Alleine“, bekommt er zur Antwort und belehrt den Jungen, dessen Darm und Blase die Kugeln verletzten, über dessen Rechte: „Du musst jetzt nix mehr sagen.“
Kollegen retteten Polizisten das Leben
Währenddessen kümmern sich andere um die verletzten Polizisten. Die 31-Jährige ist am schwersten getroffen. Zwei Drittel ihres Blutes verliert sie, ein Stich streift das Rückenmark. Kollegen drücken die blutenden Wunden ab, schreien nach Verbandsmaterial. Sie retten ihr das Leben. So wie später die Ärzte, die sechs Stunden lang bis sieben Uhr morgens operieren. Lebensgefahr bestand auch für ihren 46 Jahre alten Kollegen, ein Stich durchtrennte seine Lunge.
Als das Gericht die Zeugen vernimmt, meldet sich wieder einmal Markus K. zu Wort. Es geht um ihn. Schon zum Prozessauftakt hatte er ausführlich über seine Befindlichkeiten berichtet und in seiner Entschuldigung die Worte unglücklich gewählt. Von „ekelhaften Narben“ der Opfer sprach er und dass die Tat in seinem Leben ein „cut“ sei. Aber für die Beamten sei es ja auch ein „cut, unfreiwillig natürlich“. Das englische Wort „cut“ bedeutet Schnitt, nicht gerade passend für Opfer einer Messerattacke.
Am Donnerstag beschwert er sich über die WAZ, dass sie ihn als „Ausländerhasser“ beschreibt. Er, der ein Jahr lang NPD-Mitglied war, zählt auf, wie viele ausländische Freunde er hatte, dass er ins griechische Restaurant und zum türkischen Friseur ging. Aber dann sagt er, was ihn am Ausländerthema stört: Parallelgesellschaften und „No-Go-Aereas, wo man Gefahr läuft, abgestochen zu werden“. Er, der deutsche Messerstecher, sagt das, und seine beiden Opfer zucken zusammen. Es scheint, als sei die schizophrene Psychose, die ihm Gutachter bescheinigen, noch lange nicht abgeklungen.