Gelsenkirchen. .

Vor fast voll besetztem Haus rückte die Neue Philharmonie Westfalen etwas in den Mittelpunkt, das häufig nur im Hintergrund als emotionale Untermalung und effektvolle Steigerung von bildgewaltigem Material im Fernsehen oder im Kino wahrgenommen wird: die Filmmusik.

Zum fünften Mal fand das Sonderkonzert „MiR goes Film“ statt und offenbar erfreut es sich großer Beliebtheit beim Gelsenkirchener Publikum. Außerdem ist dies ein Konzert, bei dem das Alter des durchschnittlichen Konzertgängers deutlich sinkt. Sogar einige Kinder ließen sich ins Musiktheater locken.

„Robin Hood meets Derrick“ lautete das Programm, oder wie Generalintendant Michael Schulz als Moderator des Abends sagte: „Der Held der Strumpfhosen trifft den Herrn der Augenringe“. Mit wissenswerten und interessanten Informationen über Regisseure und Filmmusik-Komponisten aber auch zum Inhalt und zur Entstehungsgeschichte verschiedener Filme führte er auf sympathische Weise durch den Abend. Mit Anekdoten aus seiner Kindheit, in welcher er durch Filme inspiriert häufig Szenen mit seinen Geschwistern nach zu spielen versuchte, lockerte er die geballte Informationsflut auf.

Gelungener Filmeabend

Schauspieler Mark Weigel brachte die Hauptcharaktere der einzelnen Filme lebendig auf die Bühne. So stand er beispielsweise als Robin Hood mitten im Orchester und stahl der Konzertmeisterin einen Ring und ihren Bogen und hielt ein Plädoyer zur Freiheit. Oder er verkörperte den düsteren Noodles aus Sergio Leone’s „Once upon a time in America“. Weigel schlüpfte mit Leichtigkeit in jeden Charakter. Ein besonderes Talent hat er auch fürs Vorlesen. Mit lebendiger, mitreißender Sprache brachte er dem Publikum eine Szene aus dem Harry Potter Buch nah.

Auch Rasmus Baumann, der Chefdirigent der NPW, zeigte sich auf seinem Dirigentenpodest sehr lebendig: Bei jazzigen Passagen begann er mitunter zu tanzen. Das große Orchester hatte er mit wenigen Bewegungen gut im Griff. Stimmungsvoll vielschichtig trugen die Musiker zum Beispiel „Deborah’s Theme“ aus „Once upon a time in America“ vor, schafften es jedoch auch die aggressiv rhythmische Musik aus „Der weiße Hai“ angsteinflößend herüber zu bringen. Herausragend die Saxophon-Soli aus „Taxi Driver“ oder das asiatisch sonore Cello-Solo von Lydia Keymling aus „Tiger and Dragon“.

Insgesamt war es ein gelungener Filmmusikabend mit Überlänge. Am 3. Februar heißt es ein weiteres Mal: „MiR goes Film“.