Gelsenkirchen. .

Nach „MiR goes Jazz“ und „MiR goes Film“ in der letzten Spielzeit führt Chefdirigent Rasmus Baumann die Neue Philharmonie Westfalen auch heuer in musikalisch ungewohntes Terrain. Den Auftakt zu den diesjährigen Sonderkonzerten machte am Freitag „MiR goes Rock“.

Baumann gelingt es mit diesen Konzepten tatsächlich, nicht nur das Große Haus des Musiktheaters spielend zu füllen, sondern auch neue Publikumsschichten anzusprechen, die bisher noch nie in der Oper waren. Leider, soviel muss gesagt werden, gewannen gerade diese Erstbesucher dank schlechter Organisation gleich einen negativen Eindruck: Wenn das Theater derart rappelvoll ist, ist es eine mehr als unglückliche Entscheidung, das gesamte (!) großzügige obere Foyer für eine interne städtische Jubilarveranstaltung zu sperren, während sich das „gemeine Volk“ in das enge Zwischenfoyer quetschen muss. Zahlreiche Beschwerden gingen diesbezüglich bei den Mitarbeiterinnen des Abenddienstes ein.

Doch zurück zur Musik: „Beatles & Friends“ lautete das Motto, und dementsprechend stellten symphonische Bearbeitungen von Hits der „Fab Four“ aus Liverpool rund die Hälfte des Programms. Die Arrangements von Michael Fuchs erwiesen sich als überdurchschnittlich für derartige Crossover-Konzepte, da sie das Orchester als Klangkörper mit all seinen Möglichkeiten berücksichtigten, integrierten und forderten, statt Streicher oder Bläser nur als schmückendes Beiwerk der Rockband zu betrachten. Melodien wie „Get back“, „She loves you“, „Let it be“ oder „Michelle“ erfuhren hier eine gründliche kreative Frischzellenkur: Die Philharmonie jazzte, rockte und groovte, dass es eine wahre Freude war.

Als Solist sprang Andreas Wolfram, vor Jahren bereits im Musical „Fame“ am MiR zu Gast, für den erkrankten Rüdiger Frank ein. Mit einem höchst variablen Stimmtimbre, das fetzige Hits wie „Unchain my heart“ oder „Sexbomb“ ebenso mühelos bedienen kann wie intensive Balladen („In the ghetto“, „You are so beautiful“) und charmanter, lässiger Ausstrahlung kam Wolfram nicht nur bei den Damen gut an. Mit der Wiederholung des Deep Purple-Klassikers „Smoke on the water“ (bei dem hier zunächst die Tuba den vielleicht berühmtesten Riff der Rockgeschichte intonieren durfte), schickten Baumann, Andreas Wolfram und das Orchester die Zuschauer in der Zugabe nach Hause – aber der Chefdirigent versprach: „Wir machen weiter.“ Zum Beispiel am 30. April mit „MiR goes Film“..“