Die Neuordnung der notärztlichen Versorgung bleibt ein Dauerthema. Nachdem Patienten über zum Teil „chaotische Zustände“ beim Notfalldienst berichteten, greifen die Hals-, Nasen-, Ohren- (HNO) und die Augenärzte im Kreis Recklinghausen, in Bottrop und Gelsenkirchen auf das alte Notrufsystem zurück. Unter dem Notfalldienst 0180 504 41 00 erscheinen ab sofort zu­sätzlich Notfallnummer und Praxisort des jeweiligen diensthabenden HNO- beziehungsweise Augenarztes.

„Diese Übergangslösung gilt bis auf Weiteres“, sagt Dr. Werner Seibel. „Wir bieten diesen Service für unsere Patienten.“ Der Dorstener Augenarzt ist (ehrenamtlicher) Bezirksstellenleiter der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Recklinghausen und spricht für rund 50 Augen- und 30 HNO-Praxen.

Ursache für die zusätzliche Telefon-Nummer ist das Problem, dass Patienten bei der Zentrale in Duisburg nicht durchkommen oder in telefonischen Endlos-Warteschleifen stecken. Deswegen hatten Patienten in den vergangenen Wochen den ärztlichen Notdienst massiv kritisiert. „Vielfach berechtigt“, sagen Mediziner, die die Kritik nachvollziehen können.

Die Übergangslösung der HNO- und Augenärzte findet sogar bei der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe mit Sitz in Dortmund Unterstützung. „Wir wären sehr dankbar, wenn die zusätzliche Adresse und Telefonnummer veröffentlicht würden“, sagt deren Pressesprecher Andreas Daniel.

In der Zentrale in Duisburg erfährt der Anrufer die nächstgelegene Notfallpraxis. Und: Für Patienten, die einer ärztlichen Behandlung bedürfen, aber auf Grund der Erkrankung nicht in die Praxis kommen können, gibt es dienstbereite Ärzte, die die Patienten zu Hause aufsuchen. Die Hausbesuche werden für ganz Westfalen über diese Zentrale koordiniert. Auch das hat bereits zu vielfachen Beschwerden geführt. Denn: Da die Ärzte im Fahrdienst jetzt größere Wegstrecken zurücklegen müssen, kann es hier durchaus zu Wartezeiten kommen.

Jede Neuorganisation habe ihre Anlaufschwierigkeiten, so Daniel. „Die Zentrale in Duisburg war maßlos überlaufen.“ Am ersten Februar-Samstag seien über 31 000 Anrufe eingegangen, am letzten Februar-Samstag seien es „nur noch“ 12 000 gewesen. Für Andreas Daniel dennoch eine „erhebliche Verbesserung, was den Andrang angeht“.

„Die erste Welle hat uns überrascht, darum haben wir die Zahl von anfangs 40 Mitarbeitern an den Telefonen durch eigene KV-Mitarbeiter aufgestockt und ein kommerzielles Call-Center beauftragt. Der Computer bedient jetzt 120 freie Leitungen.“ Inzwischen betrage die maximale Wartezeit am Telefon nur noch zwei Minuten.

„Beschleunigt“ wurde das System auch durch die Vorwahl-Kennung. Die Hälfte der Anrufer wolle wissen, wo die nächste stationäre Notfallpraxis sei. Die andere Hälfte sei auf der Suche nach einem Facharzt oder wünsche einen Hausbesuch und bleibe länger in der Leitung.

Daniel hält die Neuordnung trotzdem für sinnvoll. Sein Rat: „Der Anrufer sollte Geduld haben und, wenn er nicht durchkommt, es eine halbe Stunde später noch einmal versuchen. Wir sind inzwischen besser besetzt.“