Das Aus für die Notfallpraxis im Gelsenkirchener Süden steht zurzeit noch zur Diskussion. Wenn das Angebot überhaupt bleibt, dann nur an anderer Stelle: Nämlich angekoppelt an ein Krankenhaus
Das möchte sich keiner gerne vorstellen: Dass einem Kind etwa in Ückendorf oder in Schalke spät abends die Luft wegbleibt. Aber wenn es denn doch passiert, dann kann ihm jedenfalls schnell geholfen werden. In der Notfallpraxis in der Dickampstraße, die von 18 bis 22 Uhr täglich für alle ärztlichen Notfälle gewappnet ist. Noch.
Doch das könnte sich schon sehr bald ändern. Denn der Erhalt der Notfallpraxis steht auf der Kippe. „Wir diskutieren zurzeit noch, wie es weitergehen soll”, sagt Werner Kirchberg. Doch eines steht für den Vorsitzenden der kassenärztlichen Vereinigung in Gelsenkirchen fest. „So, wie es ist, bleibt das Angebot nicht.” Man habe einen massiven Mangel an ärztlichem Nachwuchs, wenn auch in Gelsenkirchen nicht so extrem wie etwa in ländlichen Gebieten wie dem Sauerland. „Da sind wir gezwungen, Angebote zu bündeln, gerade im Bereich der Notdienste.” Und das könnte für das Stadtgebiet Gelsenkirchen ab 2010 im ungünstigsten Falle heißen: Es gibt nur noch eine Notfallpraxis, und zwar, weil sie schon an ein Krankenhaus (St.-Marien-Hospital in Buer) angegliedert „und damit logistisch besser aufgestellt ist”, so Kirchberg, die Notfallpraxis im Gelsenkirchener Norden. „Wenn wir die Praxis im Süden überhaupt erhalten, dann nur in anderer Form, nämlich angedockt an eines der Krankenhäuser”, betont Kirchberg.
Ambulante und stationäre Leistungen ließen sich dort eben besser verknüpfen, man könne auf schon vorhandene Ausrüstung zurückgreifen. „Am Angebot für den Patienten wird sich dadurch aber nichts ändern”, versichert Kirchberg.
Kritischer bewertet diese Entwicklung das Wählerbündnis AUF. „Die Notfallpraxis ist außerhalb der normalen Sprechzeiten die wichtigste Adresse im Gelsenkirchener Süden für Bürger mit akuten gesundheitlichen Problemen. Die Krankenhäuser als Anlaufstelle wären dafür kein ausschließlicher Ersatz, denn betroffene Bürger müssen dort in der Regel mit ihren Beschwerden sehr lange warten, bis jemand Zeit für sie findet”, sagt Martina Reichmann. Und: „Auch aus Sicht der niedergelassenen Ärzte würde bei Schließung ein wichtiges Glied der Teamarbeit weg brechen.”
Dass ein Andocken an die Krankenhäuser Sinn mache, bestätigten die Zahlen, erklärt Kirchberg. „Die Notfallpraxis in Buer, die ja direkt mit dem St.-Marien-Hospital kooperiert, wird sogar etwas mehr nachgefragt als die im Gelsenkirchener Süden.” Verändern soll sich auch die Koordination der Notfallpraxen untereinander. „Es wird einen gemeinsamen Fahrdienst geben und ein gemeinsames Call-Center.” Entschieden werde das alles gegen Endes des Jahres. „Zeitpunkt der Umsetzung ist frühestens 2010.”