Gelsenkirchen. Der 15. Weihnachtscircus im Revierpark Nienhausen feierte Premiere. Im rappelvollen Zelt präsentierten die Probsts eine internationale Show mit zig Zugnummern, hohem Tempo, Rasse und Klasse.
Perfekt, der dreifache Salto sitzt, Jubel brandet auf, auch bei Zirkuskollegen. Die angespannten Nerven brauchen Entlastung. Bei der Generalprobe war der spektakuläre Trapezeinsatz noch schief gegangen. Jetzt ist er das i-Tüpfelchen auf dem Auftritt der „Flying Habanas“. Zwölf Meter hoch unter der Zirkuskuppel legt die Samba-Fliegertruppe aus Kuba ein kleines Tänzchen auf den dünnen Podesten hin – und reiht sich ein in eine Serie von großen Zirkusmomenten.
Spektakuläre Nummern Schlag auf Schlag, eine rasante Choreographie, schön eingetaktete Ruhe-Phasen mit eleganter Artistik an den Tücherstrapaten, eine (preisgekrönte) außergewöhnliche Tigerdressur mit majestätisch-magischen Momenten, David, ein erstklassiger Pausenclown mit dem Zeug zum ganz großen Auftritt, Menschen, Tiere, Emotionen: der 15. Gelsenkirchener Weihnachtscircus liefert eine Show mit Rasse und Klasse. Der Beifall zum festlich gestimmten Finalbild fällt entsprechend stürmisch aus. Zwischendurch hatte es schon Zugabe-Rufe von den Rängen gegeben.
Stress vor der Show
Mittwoch feierten die Probsts mit ihrem Happy-Birthday-Gastspiel im Revierpark Premiere im rappelvollen Zelt. In der Nacht zuvor lief die Generalprobe bis weit nach zwei Uhr früh. Für das neue Vorzelt gab es den behördliche Segen erst kurz vor Toresschluss. Der Zeitdruck war diesmal enorm, auch weil einige Artisten erst tags zuvor von anderen Engagements angereist waren.
Manches ist also zum Start noch nicht 100-prozentig eingespielt. Der Show ist das kaum anzumerken. Timing und Übergänge – erstmals von Nummerngirls begleitet – stimmen, kleinere Aussetzer werden elegant vom Circusorchester überspielt.
Atemberaubendes Programm
Allein zum Auftakt gibt’s Verzögerungen. Bis der gewaltige Menschen-Andrang kanalisiert ist und alle Besucher einen Sitzplatz haben, vergehen gut 20 Warteminuten. Kaum am Platz, nimmt die Dramaturgie gehörig Fahrt auf. Erst das turbulente Opening mit allen Akteuren, dann rasante Jockeyreiterei auf mächtigen Kaltblütern, darauf hebeln „Los Cubanos“ am Mast die Schwerkraft aus.
Die erste kleine Atempause und einen Hauch Erotik , kombiniert mit perfekter Körperbeherrschung, bietet Handstandartistin Anastasia. Tempo machen wieder Glenn und Newton. Auf Einrad und Leiter jonglieren die beiden auf höchstem Niveau mit Keulen, Ringen und Bällen, ehe Stephanie Probst und Sergiu Mosanu zum Pas-de-Deux aufs Pferd steigen. Die Lacher haben zwischendurch David und Bauchredner Serge Massot auf ihrer Seite.
Rasse und Klasse
Eine Gummitaube ist selten so lustig wiederbelebt worden. Und Massots freche Handpuppe Charly ist der klare Kinder-Liebling. Die Probst-Reiter haben später ihren großen (und langen) Auftritt – und David zeigt mit Anastasia, wie man sich in fünf Minuten gefühlt zehnmal umzieht. Eine großartige Verwandlung. Verblüffend, wie so vieles an diesem Nachmittag.