Gelsenkirchen. . Karlheinz Rabas von der Bergbausammlung Rotthausen hat herausgefunden, wo in Bulmke die Aktiengesellschaft für Kohlendestillation war: an der Dessauerstraße im heutigen Ückendorf. Die Grenzen sind seinerzeit verschoben worden.
Ein halbes Jahr lang hat Karlheinz Rabas an seinem letzten Fall gesessen. Jetzt ist der Leiter der Bergbausammlung Rotthausen dem Geheimnis auf die Spur gekommen. Das Rätsel um den Arbeitsplatz des Weckglas-Erfinders aus Gelsenkirchen ist geknackt.
Lange tappten die Experten im Dunkeln, wo genau der Chemiker Rudolf Rempel Ende des 19. Jahrhunderts seiner Arbeit nachging. Nun ist klar: die Kokerei der Aktiengesellschaft für Kohlendestillation stand an der Dessauerstraße. Dort, wo sich heute unter anderem eine Filiale der Discounterkette „Netto“ befindet. Also im heutigen Ückendorf. Das war nicht immer so, die Stadtteilgrenzen sind nämlich verschoben worden.
Ein halbes Jahr lang hat Karlheinz Rabas nach Hinweisen gesucht, wo die in Quellen Bulmke zugeordnete Kokerei gewesen sein könnte. Ein Bericht über den Einmachglas-Erfinder Rudolf Rempel, dessen Patent der spätere Namensgeber Johann Carl Weck 1893 kaufte, hatte den Chef der Bergbausammlung zum finalen Nachforschungs-Spurt ansetzen lassen. „Ich habe gezielt nach dieser Aktiengesellschaft gesucht“, sagt Rabas. Im Stadtarchiv Gelsenkirchen stieß er schließlich auf einen Lageplan vom 15. Juni 1892, erstellt vom „Königlichen Gewerbe-Inspector zu Bochum“.
„Das weiß kein Mensch in Gelsenkirchen“
Und dort ist das Gelände der Aktiengesellschaft für Kohlen-Destillation eindeutig der Gemeinde Bulmke zugeordnet. Karlheinz Rabas: „Eine Gemarkung Bulmke gibt es auf dem Plan auch südlich des Bahnhofs Gelsenkirchen, also im heutigen Ückendorf. Das weiß kein Mensch in Gelsenkirchen.“
Gehörte die Kokerei zum Schalker Verein ein paar hundert Meter weiter östlich? Oder gab es einen Schalker Verein an einem anderen Standort? Diese Fragen stellte sich Karlheinz Rabas, bis die Sichtung des Lageplans Erlösung brachte. „Es ist nicht bekannt, wann die Grenze sich verschoben hat. In Gelsenkirchen haben sich so oft Grenzen verschoben. . .“, winkt Rabas ab.
Die Gleise der Köln-Mindener-Eisenbahn sind 1847/1848 in Gelsenkirchen verlegt worden. „Dabei ist ein Zipfel von Bulmke abgeschnitten worden. Später hat man das Ückendorf zugeordnet. Das ist wahrscheinlich der Grund“, mutmaßt Karlheinz Rabas über des Rätsels Lösung.
Über den Abbruch der Kokerei gibt es keine Unterlagen. Auf Kartenmaterial aus den 1930er-Jahren ist die Aktiengesellschaft für Kohlendestillation jedenfalls nicht mehr verzeichnet. Auch wie die Kokerei ausgesehen hat, ist nicht bekannt. Dafür weiß man, dass es Proteste gab, als die Fabrik 1881 gebaut worden ist. „Das ist eine spannende Geschichte“, sagt der Heimatforscher Rabas. „Da kann man sich jahrelang mit beschäftigen.“ Die Bergbausammlung Rotthausen wurde 2002 gegründet.