Gelsenkirchen-Horst. . Als Folge des Bergbaus sackt die Emscher-Region in Richtung Grundwasserpegel ab - bei Familie Nasic aus Gelsenkirchen-Horst steht nun regelmäßig der Keller unter Wasser. Eine Arbeitsgruppe geht von 46.000 betroffenen Häusern rund um die Emscher aus.
Der Stadt ist das Problem nicht bekannt, und die Pressestelle der Emschergenossenschaft will auch nichts davon wissen. Für Birte und Zaim Nasic in der Horster Sandstraße gehört es allerdings fast zum Alltag: Ihr Keller steht regelmäßig unter Wasser. Wie im Essener Nachbarstadtteil Karnap steigt auch in Horst das Grundwasser, und immer mehr Bewohner kämpfen mit Wassereinbrüchen in ihren Häusern. Ein Phänomen, das im ganzen Emscher-Bereich zum Problem werden wird.
„Das Problem betrifft vor allem den Emscherbruch. Im Prinzip ist das eine Folge des Bergbaus“, sagt Stephan Malessa, Pressesprecher im NRW-Umweltministerium. Geologen haben festgestellt, dass die Region in den letzten 100 Jahren um bis zu 15 Meter abgesackt ist, die Hauskeller damit immer näher an den Grundwasserspiegel herangerückt sind und ihn teilweise erreicht haben.
Rund um die Emscher 46.000 Häuser betroffen
Noch sind es in Horst nur einzelne Häuser, in denen sich die Bewohner nasse Füße holen, Bezirksbürgermeister Joachim Gill sind bisher nur vier Fälle bekannt. Doch das Problem wird sich zu einen Ruhrgebietsthema ausweiten. Eine Arbeitsgruppe aus Emschergenossenschaft, einigen Ruhrgebietsstädten, der RAG und den Bezirksregierungen, die sich seit 2006 mit dem Thema „Grundwasserbewirtschaftung“ beschäftigt, geht davon aus, dass rund um die Emscher etwa 46 000 Häuser betroffen sind. Laut der Arbeitsgruppe kommen Investitionskosten in Höhe von rund 800 Millionen Euro auf die betroffene Emscher-Region zu, um das Problem städteübergreifend zu lösen.
Für das Ehepaar Nasic und seine zwei kleinen Kinder kam der Wassereinbruch völlig unerwartet während der Ostertage 2009. „Plötzlich quoll das Wasser aus dem Kellerboden. Erst wurden die Fugen zwischen den Bodenfliesen feucht, dann stand das Wasser gut vier Zentimeter hoch im ganzen Keller“, berichtet Zaim Nasic. Das Haus verfügt zwar über eine Entwässerungspumpe im Sickerschacht, aber die kam schnell an ihre Grenzen. Seither weiß die Familie fast schon regelmäßig von nassen Füßen im Kellergeschoss zu berichten. Inzwischen wurde eine zweite Pumpe installiert, die auch oft anspringt. „Erst einmal können wir mit dieser Behelfslösung leben, wir machen uns aber Sorgen um das Mauerwerk, wenn es immer wieder durchnässt wird“, sagt Birte Nasic. Von dem Schaden durch zerstörte Möbel, Maschinen und Türen, der sich auf einige Tausend Euro summiert, gar nicht zu reden.
Sanierung der Abwasser-Kanäle mitverantwortlich
Mitverantwortlich für die Problematik ist, so paradox das klingt, die allgemeine Sanierung der Abwasser-Kanäle. Bisher sorgten die in manchen Bereichen über 100 Jahre alten Rohre mit ihren Löchern und Undichtigkeiten für einen Abfluss des Grundwassers. (Im Bereich Sandstraße gab es, so Gelsenkanal, seit 1997 keine Veränderungen.) Experten schätzen, dass auch rund 80 Prozent der Hausanschlüsse undicht sind. Werden diese Rohre, seien es städtische Leitungen oder auch Hausanschlüsse, saniert, fällt diese Form der „unfreiwilligen“ Drainage weg - Oberfläche und Grundwasser kommen sich immer näher. Aus diesem Grund wird im heute tagenden Betriebsausschuss Gelsenkanal auch beantragt, die Frist, bis zu der sämtliche Hausanschlüsse überprüft und saniert werden müssen, vom Jahr 2015 bis zum Jahr 2023 zu verlängern. Damit wäre dann zumindest etwas Zeit gewonnen, wenn das auch die heute schon nassen Keller nicht trocken legt.