Gelsenkirchen. .

Der 3. Advent ist für die Propsteigemeinde St. Augustinus ein gesanglicher Feiertag. Es gehört zur musikalischen Tradition, dem Polizeichor die Regie in der Kirche zu überlassen. Die Erwartung der Zuhörer, die mal wieder in Massen in die Kirche strömten, wurde nicht enttäuscht.

Vor allem die als Solistin verpflichtete Sängerin Sabine Laubach beeindruckte mit ihrem klaren und fein timbrierten Sopran. So sinnlich und tragend ihre Stimme beim Salve Regina von Felix Mendelssohn Bartholdy wirkte, so aufmunternd und voller Elan interpretierte sie Mozarts Conservatio fidele. Mühelos und leicht bewegte sie sich in den Koloraturen.

Dominanter Sopran und Tenormangel

Der Chor zeigte sich vor allem geschlossen und harmonisch bei Händels Hirten-Sinfonie aus dem Messias. Beim Transeamus hatte Chorleiter Jochen Stein nicht den weihnachtlichen Ohrwurm von Joseph Schnabel ausgewählt, sondern sich für die moderne Komposition von Colin Mawby entschieden. Ein Stück, das sich zwar vom Mainstream absetzt, aber wegen seiner gewöhnungsbedürftigen Harmonien nichts für Freunde des Wohlklangs ist. Beim Dulci Jubilo, dem traditionellen Kirchenlied aus dem 16. Jahrhundert, gefielen die musikalischen Variationen, mit denen der Chor das Finale des Stückes gestaltete. Ein einheitliches stimmliches Ensemble ist bei Händels „Denn die Herrlichkeit Gottes des Herrn“ aus dem Messias gefragt. Vor allem beim crescendo war dem Chor anzuhören, dass er unter Tenormangel leidet. Zu sehr dominierte der Sopran.

Auch wenn die Streicher durchweg zu überzeugen wussten, hätte man sich durchaus noch vitalere Werke vorstellen können. Auch wenn das Largo Manfredinis aus seinem Concerto Grosso als Weihnachtskonzert gilt, vermittelt es eher den Charakter einer Karfreitag-Komposition.

Der krippale Effekt

Ein vorweihnachtliches Wortspiel gelang Propst Manfred Paas in seiner Ansprache. Er suchte vor der Kulisse der Weihnachtskrippe Parallelen zwischen dem grippalen und dem krippalen Effekt. In beiden Fällen, so philosophierte er, warte man auf Hilfe und Zuwendung, sei der Mitmensch gefordert, aufmunternd zu helfen. „O du fröhliche“ hieß es zum Schluss gemeinsam; in einem leicht forcierten Tempo, das bei Kirchenbesuchern Schule machen sollte. Zum Abschied gab’s kräftigen Applaus.