Gelsenkirchen.
Zwischen St. Nikolaus im Essener Norden und der Liebfrauenkirche liegen gerade mal sechs Kilometer. Die Grenzen sind fließender als zwischen Buer und der Neustadt. In Buer ist Christoph Wichmann aufgewachsen, dort ist er zur Schule gegangen, dort reifte sein Entschluss, Priester zu werden.
In Bochum, Innsbruck und Wien hat er schließlich Theologie studiert. Am 25. Mai 2007 wurde er geweiht. Nun füllt Wichmann, ein wuchtiger, gerader, klarer Typ, eine Lücke: Nach eineinhalbjähriger Vakanz hat das Bistum Essen ihn mit der Leitung des Philipp-Neri-Zentrums und der Nachfolge von Bernd Steinrötter betraut. Heute tritt er seinen Dienst an. „Nach vier Jahren als Kaplan wird man gefragt, was man sich vorstellen kann“, sagt Wichmann.
"Für wen bin ich da?"
Bei ihm war die Antwort klar: „Jugendarbeit, weil mir das einfach Spaß macht“ und viele Jugendliche Anlaufstellen und Orientierung suchten. „Im Bereich der sozialen Jugendarbeit“, steht für Wichmann fest, „sollten Kirchen Akzente setzen“. Für ihn ist wichtig, sich zu hinterfragen: „Für wen bin ich eigentlich da? Wen will ich erreichen?“
Zumindest auf dem Papier ist die Aufgabe klar formuliert: Zu Wichmanns Arbeitsbereich zählt die geistliche Leitung des jugendpastoralen Zentrums und die weitere Profilierung der Liebfrauenkirche als Jugendkirche sowie weiterhin die Schulpastoral am Bischöflichen Gymnasium Am Stoppenberg in Essen.
Spirituelle Akzente setzen
Spirituelle Akzente im Gottesdienst möchte der Priester setzen, junge Menschen einladen, Kirche und Kirchenraum mit zu gestalten, „sie mit allen Sinnen erreichen – mit Musik („da müssen wir zeitgemäß den Takt finden“), mit Lichtinstallationen, mit einer besonderen Raumästhetik..“ Und mit Ansprache. „Ich versuche, feste Anwesenheitszeiten zu haben“, sagt er und will so Verbindlichkeit schaffen.
Wichmann ist ein gewisser Eventcharakter wichtig, auch als „Türöffner für andere Veranstaltungen. Es muss aber eine gesunde Kombination aus Event und kontinuierlicher Arbeit geben“, betont er. Die Form soll nicht den Inhalt dominieren.
Interkultureller Dialog
Taufen, Trauerfeiern, Traugespräche – in St. Nikolaus war und ist Wichmann in diesen Tagen noch voll eingespannt. Und dennoch war und ist er auch immer wieder unterwegs in seinem neuen „Revier“. Hat Gespräche geführt, Kontakte geknüpft, Menschen und Mitarbeiter kennengelernt: beim „Förderkorb“, auch in der italienischen und der spanischen Gemeinde. Der interkulturelle Dialog scheint ihm für die Gemeinde wichtig. Und die Positionierung der Kirche in der Neustadt. Das Philipp-Neri-Zentrum, sagt er, solle Ort für Jugendliche mit ihren Fragen sein. „Das Haus ist eine gewachsene Größe, aber wir müssen immer überlegen, wie wir diese lebendig halten.“
Derzeit sitzt der Priester noch zwischen Umzugskisten. An der Propstei St. Augustinus in der Altstadt hat er wie schon sein Vorgänger eine Wohnung bezogen. „Seine“ Liebfrauenkirche liegt ein Stück weit entfernt. Wie auch das Ziel, das Wichmann anstrebt: „Wir suchen einen Weg, wo sich Jugendliche und auch die traditionelle Gemeinde wohl fühlen können.“