Gelsenkirchen.

Liebe, Eifersucht und ein dramatischer Tod: Das Musiktheater im Revier bringt ab dem kommenden Samstag, 17. Dezember, Giuseppe Verdis „La Traviata“ auf die Bühne.

Regie führt dabei MiR-Intendant Michael Schulz, der kurzfristig für den ursprünglich vorgesehenen Gast-Regisseur Stephan Märki einsprang. Nur knappe zweieinhalb Monate blieben ihm, um das Werk in Form zu bringen. Und dabei hat Schulz seine ganz eigene Theorie, warum „La Traviata“ 2010 bei einer Fernsehumfrage vom Publikum zur „beliebtesten Oper aller Zeiten“ gekürt wurde und was ihren Reiz ausmacht: „Auf der einen Seite ist es sicherlich die Geschichte des Werkes, das es so besonders macht. Denn Verdi hat ein ganz neues Genre geschaffen, in dem er keinen strahlenden Held aus der Antike, sondern das ganz normale bürgerliche Leben in den Mittelpunkt stellte“, so Schulz.

"Eine große Sängeroper"

„Hinzu kommt die überwältigende Musik, kaum eine Oper hat so viele Stücke, die man nachsingen kann. Und es ist eine große Sängeroper, in der das Verdische Dreieck von Sopran, Tenor und Bariton besonders gut zur Geltung kommt“, fügt er dann hinzu.

Im MiR war das Stück zuletzt vor 15 Jahren zu sehen, jetzt soll es in einer eher ungewöhnlichen Version auf die Bühne kommen: Rasmus Baumann, Chefdirigent des Musiktheaters, verspricht Werktreue, die ganz eng mit Verdis Partitur verknüpft ist.

„Meiner Meinung nach hat sich im Laufe der Jahre eine Aufführungspraxis eingeschliffen, die Verdi so nicht vorgesehen hat. Von den zwölf Aufnahmen der Oper, die ich zu Hause habe, hält sich nur der Großmeister Arturo Toscanini mit dem NBC Symphony Orchestra genau an die Vorgaben, die Verdi in seiner Partitur vermerkt hat. Und diesem Vorbild wollen wir mit unserer Inszenierung folgen“, erklärt Baumann und zeigt Beispiele aus der Partitur.

"Viel frischer und weniger leidend, als man es gemeinhin kennt"

Oft habe er mit den Sängern über die Interpretationsweise diskutiert, doch diese Arbeit habe sich gelohnt, so Baumann. „Das Werk ist eigentlich viel frischer und weniger leidend, als man es gemeinhin kennt“, sagt auch Regisseur Michael Schulz: „Bei uns hört man nicht schon gleich im ersten Akt, dass Violetta gleich stirbt.“

Zuhörer sollten also für „La Traviata“ vor allem offene Ohren mitbringen. Alexandra Lubchansky als Violetta Valéry, Daniel Magdal als ihr Verehrer Alfredo und Günter Papendell als dessen Vater werden gemeinsam mit dem MiR-Ensemble, der Neuen Philharmonie Westfalen, dem Opernchor und dem Extrachor für musikalische Spannung sorgen. Bühnenbildner Dirk Becker und Martina Feldmann versprechen derweil eine Mischung aus historischen Kostümen und Moderne. „Eine gewisse Opulenz muss sein. Wir wollen aber auch, dass die Besucher sich wiedererkennen können“, betont Dirk Becker.