Gelsenkirchen.

Es ist eines der Bücher, die jeder kennt und wer es nicht selbst gelesen hat, der hat zumindest eine Verfilmung gesehen, oder eine Vertonung zu Ohren bekommen. „Die rote Zora und ihre Bande“ ist das Werk von Kurt Held und inzwischen bereits in der 39. Auflage erschienen.

Dass Kurt Held eigentlich Kurt Kläber hieß, Anfang der 1920er Jahre einige Jahre im Ruhrgebiet heimisch war und auch hier Spuren im literarischen und politischen Leben hinterließ, ist dagegen nur wenigen bekannt. „Aus unserem Leben in die Freiheit“ heißt die Ausstellung, die „die flora“, Florastraße 26, ab Sonntag bis zum 30. Oktober zeigt.

Wie ein Brennglas der Geschichte

Wiltrud Apfeld, Leiterin der flora, und Germanistin Cristina Parau haben die Ausstellung, die auch das Leben von Kläbers Frau Lisa Tetzner zeigt, erarbeitet und sind bei den Recherchen auf Erstaunliches gestoßen. „Das Leben von Kurt Kläber und Lisa Tetzner ist wie ein Brennglas der Geschichte des 20. Jahrhunderts. Wir mussten uns oft selbst zurückhalten, uns nicht in kleinteiliger Recherche aufzuhalten, denn jeder Aspekt des bewegten Lebens der beiden birgt viele spannende Geschichten“, sagt Apfeld.

Entstanden ist die Idee zu der Ausstellung im Kulturhauptstadtjahr 2010. Damals meldete sich Christiane Dornheim-Tetzner, eine Großnichte von Lisa Tetzner, die anbot, den Nachlass ihrer Großtante für eine Ausstellung zu öffnen, weil Lisa Tetzner lange Zeit als Märchenerzählerin und Märchensammlerin tätig war und das thematisch zum Gelsenkirchener MärchenErzählfestival im Rahmen von RUHR.2010 passte.

Recherche-Reisen

Die Aachener Germanistin Cristina Parau ging dafür auf Recherche-Reisen. Sie durchsuchte das Deutsche Literaturarchiv in Marbach, fuhr in die Schweiz, um Archive zu sichten und stattete auch Christiane Dornheim-Tetzner einen Besuch in Frankfurt ab. „Ich durfte einen Blick in ihren Schätze-Schrank werfen und konnte vor Begeisterung keine Worte mehr finden. Was ich dort sah, würde jeden Historiker für Zeitgeschichte in Verzückung versetzen“, so Parau.

Die vielen Erkenntnisse brachten auch jede Menge Arbeit für Apfeld und Parau mit sich. „Es zeichnete sich schnell ab, dass die Sekundärliteratur Fehler aufweist, weil ihre Biografien nicht selten überzeichnet sind. Wir haben versucht, hier mehr Wahrheit hereinzubringen“, sagt Apfeld.

Kisten voller Manuskripte

Dazu kam, dass die Großnichte von Tetzner im Mai nach Gelsenkirchen reiste und zwei weitere Kisten voll Manuskripte und Briefe präsentierte. „Wir konnten es nicht glauben. So viel Material zu bekommen war ein riesiger Glücksfall“, so die flora-Leiterin. In der flora gibt es bis zum 30. Oktober viel zu entdecken.