Gelsenkirchen. Land unter in Rotthausen - so geschehen unter anderem am 3. Juli 2009. Von sintflutartigen Regenfällen getroffen drohte ein Teil des Gelsenkirchener Stadtteils regelrecht abzusaufen. Es blieb nicht bei diesem einem Mal. Ein neues Notpumpwerk soll bald die Anwohner schützen.

Am 3. Juli 2009 drohte ein kleiner Teil Rotthausens regelrecht abzusaufen. Von den sintflutartigen Regenfällen besonders betroffen waren Hartmann- und Gottfriedstraße und natürlich die Anwohner.

Stundenlanger Starkregen

Die beiden in einer Senke liegenden Seitenarme der Rotthauser Straße liefen förmlich zu. Nichts ging mehr. Als „Extremereignis“ oder Jahrhundertregen bezeichnen Experten solch außergewöhnliche Niederschläge, wie sie sich an diesem Sommertag auf Gelsenkirchen ergossen.

Das Jahrhundert dauerte allerdings nur zwölf Monate. Auf den Tag genau ein Jahr später öffnete der Himmel erneut seine Staumauern. Stundenlanger Starkregen setzte den Wasserrücklauf in der Hartmannstraße erneut außer Kraft.

Detailanalyse eröffnet mögliche Handlungsoptionen

Da habe man Handlungsbedarf erkannt, meint Bezirksbürgermeister Bernd Lemanski (SPD) rückblickend. Beim Juli-Hochwasser 2009 „da haben wir noch gesagt, das passiert nur alle hundert Jahre einmal“, begründet Lemanski, warum man erst ein Jahr später genauer hingeschaut habe.

Inzwischen liegt eine Detailanalyse für die vom Wasser gebeutelten Straßenzüge vor. Das von der Abwassergesellschaft Gelsenkirchen (AGG) Gelsenkanal beauftragte Ingenieurbüro Pecher hat sein Untersuchungsergebnis in der letzten Sitzung der Bezirksvertretung Süd vorgestellt und damit mögliche Handlungsoptionen eröffnet.

Lage in der Senke ist Grund für „Land unter“

Dr. Holger Hoppe, Leiter der Prüfstelle für Durchflussmessungen, ergänzte bei seinem Vortrag die beiden ungewöhnlich nah beieinander liegenden Extremwetter-Ereignisse um ein drittes: „Am 18. August dieses Jahres haben wir einen starken Regen registriert, wie er alle 20 bis 30 Jahre vorkommt.“

Der Risikobereich Hartmannstraße liege im Einzugsgebiet des großen Pumpwerks Gelsenkirchen. Dessen Kapazität sei allerdings nicht der Grund für „Land unter“ in Rotthausen, sondern die Lage in der Senke, aus der das herein strömende Wasser nicht mehr ablaufen könne.

Notpumpwerk stieß auf allgemeine Zustimmung

Unter den verschiedenen Möglichkeiten und Investitionskosten, die die Ingenieure erarbeitet und berechnet haben, stieß das Notpumpwerk Hartmannstraße auf die allgemeine Zustimmung bei den Bezirks-Fraktionen.

400.000 Euro kostet die Maßnahme, einen Teil des Kanals im gefährdeten Bereich zu erneuern und eine Rückstausicherung einzubauen. Der betroffene Bereich wird vom Netz getrennt.

„Wir saufen ab!"

Die Mittel müssen übrigens, darüber informierte AGG Gelsenkanal-Planerin und Abteilungsleiterin Helga Saba die Bezirksvertretung, nicht eigens in den Haushalt eingestellt werden. Die Kostenabwicklung laufe über die AGG. Zwei Jahre für Planung und Umsetzung setzte Helga Saba als möglichen zeitlichen Rahmen. Auch die Hausbesitzer würden darüber informiert.

Und damit die Hauptleidtragenden des wiederholten Jahrhundertregens, die im Juli 2010 protestierten: „Wir saufen ab. Unsere Stadt schaut zu!"