Gelsenkirchen. Statt 25 Grad mit Sonnenschein sind in dieser Woche wieder tristes Grau und Regen angesagt. Warum genau das jedoch richtig gut ist, hat Oliver Balke, Förster auf der Forststation Rheinelbe, WAZ-Redakteurin Anne Bolsmann erklärt.
Herr Balke, jetzt ist es mit dem schönen Wetter vorbei und es regnet. Ist das nicht schrecklich?
Oliver Balke: Nein, ganz im Gegenteil: Uns hier in der Forststation ist jeder Tropfen Wasser, der von oben fällt, lieb und teuer und wertvoll. Es gab ja seit über vier Wochen deutlich zu wenig Niederschlag.
War das mit der Waldbrandgefahr in Gelsenkirchen denn wirklich dramatisch?
Balke: Ja, durch die lange Trockenheit war die Situation schon ganz schön brenzlig, deshalb wurde in der vergangenen Woche vom Deutschen Wetterdienst für diese Region auch die Waldbrandstufe 4 ausgerufen, das ist die zweithöchste Warnstufe.
Was passiert denn bei Warnstufe 4?
Balke: Diese Warnstufe bedeutet für uns, dass wir verstärkt in den Waldflächen, die zu unserem Einzugsbereich zählen, unterwegs sind. Allerdings ist das gar nicht so einfach, weil dieses Gebiet von Essen bis Datteln reicht und viele ehemalige Zechengelände beinhaltet, das ist ein richtiger Flickenteppich. Unser Hauptanliegen ist dabei, die Öffentlichkeit für die hohe Waldbrandgefahr zu sensibilisieren. Viele Leute wissen ja beispielsweise gar nicht, dass das Rauchen im Wald zwischen dem 1. März und dem 31. Oktober generell verboten ist. Bei erhöhter Waldbrandgefahr wird das auch stärker geahndet, wenn man beim Rauchen erwischt wird.
Wird die Warnstufe denn durch den nun fallenden Regen automatisch wieder herabgesenkt?
Balke: Nein, automatisch geht das nicht. Wir müssen erst einmal sehen, was sich in den nächsten Stunden und Tagen tut. Es hängt von der Dauer und der Masse des Niederschlages ab, ob die Waldbrandgefahr nicht mehr so akut besteht. Erst dann wird die Warnstufe herabgesenkt.
Für den Mittwoch waren ja nur ein paar Schauern angesagt. Reicht so ein bisschen Regen denn aus, um die trockenen Böden genug zu befeuchten?
Balke: Wenn die Regenfälle so kommen, wie vorhergesagt, dann wird es etwa zwei bis drei Tage dauern, bis der Boden gut durchfeuchtet ist. Oft ist es nach langer Trockenheit so, dass die Feuchtigkeit erst einmal in den Baumkronen hängen bleibt und dort auch verdunstet. Deshalb kann es ein bisschen dauern, bis am Boden wirklich etwas ankommt. Es ist allerdings gut, wenn jetzt erst einmal mäßiger Regen fällt und nicht gleich ein Gewitter mit großen Wassermassen aufzieht. Der trockene Boden muss erst einmal gefühlvoll aufweichen, um Wasser aufnehmen zu können. Wenn jetzt so ein Gewitter mit sturzbachartigen Wasserfällen käme, könnte das gar nicht versickern. Denn bestünde die Gefahr, dass wieder Keller volllaufen. Deshalb ist moderater Regen derzeit einfach besser, die Natur kann ihn dringend gebrauchen.