Gelsenkirchen.

Für einen ausschweifenden Abend ist es eigentlich noch ein bisschen früh, doch schon um 19 Uhr drängen ‘zig Besucher in die Gaststätte Kenkenberg: Hier fällt der Startschuss zur mittlerweile dritten Musik-Nacht-City-GE.

Zum Auftakt servieren die Lokalmatadore von RE-Late („Wir wohnen hier gleich nebenan und sind sowieso immer hier.“) eine große Portion Blues, der auch vor trübsinnigen Variationen bekannter Pop-Klassiker („Come Together“ - Beatles) nicht halt macht. Klingt spitze, doch zum Verweilen ist nicht viel Zeit.

Denn ab 20 Uhr geht es Schlag auf Schlag: Im 30-Minuten-Takt werden in den Pinten rund um die Bahnhofstraße die Gitarren eingestöpselt. Nur ein paar Ecken vom Kenkenberg entfernt – im Café Arminstraße – bemühen Take Off nicht nur einige befreundete Musikanten auf die Bühne, sondern auch noch Beatles, Beach Boys und Konsorten - gerne auch mal mit mehrstimmigen Gesang, ganz so wie weiland die Fab Four.

Rock und Pop hoch im Kurs

Überhaupt stehen halt hergebrachte Rock- und Popklänge bei der Musiknacht hoch im Kurs. Denn auch Die Fremden lassen im Posthörnchen Zweifel daran aufkommen, ob Elvis wirklich nicht mehr unter uns weilt. Obwohl einige Bandmitglieder noch mehr Jahre auf dem Schlagbrett haben, als die Songs in ihrem Programm – von Konditionsschwächen kann nicht die Rede sein. „Herzlich willkommen zur 24-Stunden-Party!“ - „Isch gloab’, auf dem Plakat steht woas von bis 24 Uhr – nicht 24 Stunden.“ Auch gut.

Eine ganz besondere Kooperation ergibt sich im König-City. Hier machen Matt Warren und Reiner Migenda, sonst jeweils solo alleinunterhaltender Weise unterwegs, erstmalig gemeinsame Sache. Und siehe da: Der Mann mit dem Hut und die menschliche Jukebox erweisen sich als wahre Teamplayer, die nicht nur der Meinung der Zuhörer im Saal nach in Zukunft gerne öfter im Doppelpack zur Gitarre greifen dürfen.

Westernfeeling im Stadtgespräch

Immer im Doppelpack sind die Großstadtcowboys von den Texas Roses unterwegs. Sie sorgen im Stadtgespräch für Westernfeeling, so dass schon bei den ersten Takten manch Herr der Schöpfung nicht mehr an sich halten kann, und die Herzdame gen Tanzfläche schleppt.

Ganz schon überschwänglich ist die Stimmung nicht überall. Im Arminstraße Nr. 8 rocken sich die Playhouse Skifflers zwar enthusiastisch durch Countryklassiker und Oldies bis die Banjo-Saite reißt, das Auditorium ist aber mindestens genauso an der Fußballübertragung interessiert, die während der ersten Songs noch über die Bildschirme an der Theke flackert.

Im Café Extrablatt müssen La Cubana zwar nicht gegen die Bundesliga, sondern gegen eine Promi-Spielshow im Privatfernsehen anspielen. Die lateinamerikanischen Töne des Trios passen zwar an sich ganz prima in die Cocktailbar, doch das Tanzbein will so recht nicht schwingen. Das vorwiegend jüngere Publikum ist zumindest anfangs eher mit sich selbst als mit den Musikanten beschäftigt.

Immerhin, für die Musiknacht nimmt manch einer eine weite Anreise in Kauf. Ein Grüppchen ist im Kleinbus aus Düsseldorf gekommen. „Wir haben Gelsenkirchen über die Jazz-Tage entdeckt und finden, dass das eine tolle Alternative zu Düsseldorf ist“, berichten sie. „Und im nächsten Jahr kommen wir auch wieder.“