Gelsenkirchen.

Die Bahnhofstraße ist am Samstagabend wie ausgestorben. Kaum ein Mensch begegnet dem Passanten, lediglich ein paar Jugendliche streifen umher. Sollte nicht eigentlich Musiknacht sein und damit zumindest der ein oder andere von Kneipe zu Kneipe ziehen?!

Aber Moment. Säuselt da nicht von irgendwoher der Williams Robbie etwas von „She’s The One“? Den Tönen gefolgt landet man im Ice Café Dolce Vita. Die Stimme, die aus den Boxen schallt, kommt gehört allerdings nicht dem ehemaligen und jetzt schon wieder Take That-Sänger, sondern dem Frontman von „Miami Ice“.

Die Gelsenkirchener Coverband spielt sich tapfer durch die jüngere Chartvergangenheit, packt unter anderem Razorlight aus. Viel Stimmung ist im recht leeren Eiscafé damit aber auch nicht zu machen. Also weiter auf dem Rundgang. In der Arminstraße ist schon deutlich mehr los.

In Hausnummer 8 lassen die Tomcats rocken - und rollender Weise durch Gene Vincent Klassiker, ein paar Häuser weiter – im Café Arminstraße – muss man sich schon ganz schön durchdrängeln, um vor die Bühne zu kommen. Die ist von Mister Take Off besetzt, die sich ebenfalls der Neuinterpretation bekannter Hits verschrieben haben. Querbeet hört man Aktuelles etwa aus der Feder von Amy MacDonald bis Antiquarisches („Barbara Ann“). Prima.

Aber erst mal ein bisschen Luft schnappen und auf zum Kontrastprogramm. Im Café Meißner bleibt die E-Gitarre im Koffer, stattdessen regieren Banjo und Posaune. Die ­Eindhovener Sail Jazzband spielt beschwingt Swing und Dixieland, im spärliche besetzten Auditorium wird geschunkelt.

Daran ist im Kenkenberg nicht zu denken. Dicht gedrängt stehen die Anhänger des handgemachten Blues vor der Theke und lauschen den Darbietungen von Re-Late. Für einige ist’s zu viel. „Meine Fresse, das ging ja gar nicht“, findet ein Besucher, der froh ist, das Gedränge hinter sich gelassen zu haben.

Wenn dem so ist, sollte er besser nicht das Brauhaus Hibernia ansteuern. Hier geht schon seit dem frühen Abend gar nichts mehr. Die Fremden (so heißen die musikalischen Akteure hier) aus Mönchengladbach sorgen mit Oldies und Klassikern für Stimmung. Da braucht man aus Richtung Bühne auch nicht mehr viel dazu tun, die „U-Hu’s“ bei „Suspicious Minds“ von Elvis Presley schallen ganz von selbst durchs Auditorium.

Bis Mitternacht wurde in den meisten Kneipen noch gerockt. Die Party ging allerdings auch danach noch weiter.