Von wegen, in Gelsenkirchen sei gerade abends nichts los. Den Gegenbeweis trat Veranstalter Rolf Wagemann am Freitag an: Mit der ersten Auflage seines jüngsten Babys „Musik-Nacht City” landete er direkt einen Volltreffer.

Brechend volle Kneipen, Fans, die noch draußen vor der Tür den Bands zuhören, Kellnerinnen, die sich kaum den Weg durch die Massen bahnen können: Beim spätabendlichen City-Rundgang herrscht fast überall das gleiche Bild. Etwa im Café Arminstraße: Take Off & Friends rocken sich hier durch ihr Hit-Repertoire, vor der kleinen Bühne wird getanzt, während Wirtin Marina Schiffelholz und ihr Team alle Hände voll zu tun haben. „Das ist sensationell”, freut sich Schiffelholz über den Andrang. Sonst sei es nicht so voll, meint sie und erklärt, nächstes Jahr wieder dabei zu sein: „Es ist gut, dass sich in Gelsenkirchen mal was bewegt.”

Nebenan in der Gaststätte Arminstraße Nr. 8 herrscht gähnende Leere: Tex Rodgers, der hier spielen sollte, hat kurzfristig aus privaten Gründen abgesagt. „Ich habe keinen Ersatz gefunden”, bedauert Rolf Wagemann. Doch ansonsten überall ähnliche Bilder: Ob im Café Extrablatt, wo La Cubana mit unverwüstlichen Gassenhauern wie „Guantanamera” die Latino-Sonne an einem Novemberabend scheinen lassen, im „Dolce Vita” am Bahnhof, wo Miami Ice vor etwas entspannterer Kulisse rocken, oder im Hibernia, wo Die Fremden den Bären steppen lassen: Gute Laune, fetzige Rhythmen und fröhliche Gesichter überall.

Bei der 1. Musik - Nacht inder City wurde im Hibernia auch geschwoft
Bei der 1. Musik - Nacht inder City wurde im Hibernia auch geschwoft © Cornelia Fischer

Natürlich auch bei den Wirten: „Seit drei Jahren liegt mir Rolf Wagemann mit dieser Idee in den Ohren”, erzählt Hibernia-Chef Werner Wulfert. „Endlich hat es mal wieder einer geschafft, dass in Gelsenkirchen was los ist. Ich frage mich nur, warum es immer ein Privatmann sein muss, der solche Initiativen auf die Beine stellt!” Da er öfter Live-Musik anbiete, sehe er, wie positiv sich das auf diee Umsätze auswirke. „Ich bin nächstes Mal wieder im Boot.”

Gar kein Durchkommen ist schließlich im König-City, wo die Sail Jazzband aus den Niederlanden einen Hauch von Jazzfestival verbreitet, in der Gaststätte Kenkenberg, wo die deutschlandweit gefragten Blueser von „Re-Late” eines ihrer seltenen Heimspiele geben, und im Stadtgespräch, wo die Twins aus Essen ihrem Namen alle Ehre machen: Ohne weitere Bandunterstützung rocken die Korn-Zwillinge nur mit Klavier und Schlagzeug das Haus, dass (aus Platzmangel?) sogar auf den Tischen getanzt wird.