Gelsenkirichen. . Im Kinder- und Jugendhaus St. Elisabeth wird's musikalisch: Vom Erlös seiner Benefiz-Tombola schaffte der Musik-Promoter Rolf Wagemann Gitarren für die sozial benachteiligten Jugendlichen an. Das Musizieren soll auch das Selbstwertgefühl steigern.
An der richtigen Stimmung der Saiten war noch einiges verbesserungswürdig – doch sonst war die Stimmung bei allen Beteiligten prächtig. Musik-Promoter und Jazz-Veranstalter Rolf Wagemann übergab am Donnerstag acht funkelnagelneue Akustik-Gitarren an das Kinder- und Jugendhaus St. Elisabeth in Erle.
Im Rahmen der Silvester-Party im Café Meißner hatte Rolf Wagemann eine Benefiz-Tombola verstaltet, mit deren Erlös Instrumente für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche angeschafft werden sollten. Am Ende einer langen Nacht war genug Geld zusammengekommen, um mit Hilfe der auf Veranstaltungstechnik spezialisierten Gelsenkirchener Firma m.a.c. sieben Gitarren samt Instrumententasche erwerben zu können; m.a.c. steuerte ihrerseits noch ein weiteres Instrument bei.
Eigenverantwortliches Leben lernen
40 Kinder und Jugendliche vom Einschulungsalter bis zur Volljährigkeit leben in den Wohneinheiten in Erle, die, so der Leiter der Einrichtung, Paul Rüther, stark „familienorientiert“ sind. In pädagogisch gestalteten Räumen sollen sich die jungen Menschen, die rund um die Uhr wenigstens einen Ansprechpartner haben, wohlfühlen, sollen sie die Chance erhalten, Entwicklungsmängel aufzuarbeiten, eigenverantwortliches „Leben zu lernen“.
Die neuen Gitarren können den sogenannten „Sozialwaisen“ ein wichtiges Hilfsmittel sein. „Wir wissen, welche positiven Effekte das Erlernen oder Beherrschen eines Instruments auf das Sozialverhalten hat“, sagt Rüther. „Von Musikunterricht hat man sein ganzes Leben etwas.“ Die Gitarre ist da ideal als „Einsteigerinstrument“: Erste Fortschritte sind schnell erzielt, was das Selbstwertgefühl steigert, man kann mit anderen musizieren, was die soziale Bindung stärkt; die Musik kann unbekannte oder lange verstummte emotionale Seiten zum Mitschwingen bringen....
Nicht mit der Gitarre allein gelassen
Solche Überlegungen waren es, die Rolf Wagemann zu der Benefiz-Tombola zugunsten der katholischen Jugendhilfe-Einrichtung veranlassten. Selbst früh zum Halbwaisen geworden (er war 9, als die Mutter 33-jährig starb), erhielt er die ersten Gitarrenstunden über Pfadfinder und Kirche. Auch im Kinder- und Jugendhaus St. Elisabeth soll keiner, der sich an die sechs Saiten herantraut, mit der Gitarre allein gelassen werden. Die Gelsenkirchener Musikerin Ricki Domian, die vor Jahren selbst einmal kurzzeitig Bewohnerin des Hauses und schon häufiger mit Wagemann bei Benefizveranstaltungen tätig war, will eine Grundeinführung vornehmen. Zweimal wöchentlich gibt ein Mitglied des Förderkreises, ein ehemaliger Erzieher, interessierten Kindern Musikunterricht. Und der Förderkreis, der engagiert dort einspringt, wo die Regelsätze nicht greifen (ob nun bei Nachhilfe oder bestimmten Zahnarzt-Leistungen), will bei Bedarf dafür sorgen, dass es an Instrumenten-Lehrern nicht mangelt.