Gelsenkirchen. . Der König hat einen in der Krone. Wie der verrückte Adelsmann wieder zu Sinnen kommt, das zeigt die Märchenoper „Kater Moshe“, die die Gelsenkirchener „Opera School“ mit über 80 Darstellern gelungen auf die Bühne des Musiktheaters im Revier brachte.
Zwei Tage lang stand das Kleine Haus ganz im Zeichen des fiedelnden Zauberkaters. Die Vorarbeit dazu allerdings nahm rund drei Jahre in Anspruch. Es war die Gelsenkirchener Sängerin, Komponistin und Musikpädagogin Chris Seidler, die die „Opera School“ als ambitioniertes Förderprojekt für Kinder aus benachteiligten Familien ins Leben gerufen hatte. Und die auch die Oper geschrieben und komponiert hat.
Die Musikerin, die inzwischen in Hattingen lebt, erhielt zunächst Unterstützung von der Yehudi-Menuhin-Stiftung, deren Botschafterin sie war. Heute, nach der Pleite von Menuhins Muse-Stiftung, bekommt sie Hilfe durch die Stiftung eines weiteren prominenten Künstlers: der Sir Peter Ustinov-Foundation.
Rund 70 Kinder und Jugendliche waren an der Märchen-Oper beteiligt
So erwuchs aus der Opera School mit Sitz in Gelsenkirchen auch noch die „Ustinov Opera School“ an der Herbart-Schule in Essen-Katernberg. Rund 70 Gelsenkirchener und Essener Kinder und Jugendliche im Alter zwischen zehn und 16 Jahren studierten gemeinsam die Märchen-Oper von Chris Seidler ein, die diese nicht nur selbst geschrieben und komponiert hatte, auch Regie und Bühnenbild lagen in ihren Händen.
Heraus kam eine groß angelegte, bildgewaltige Uraufführung von abendfüllenden Ausmaßen. Über zwei Stunden lang erzählte das junge Ensemble, erweitert um einige begabte Eltern, auf beachtlichem Niveau singend und tanzend die Geschichte rund um Freundschaft, Treue und die magische Macht der Musik.
Ob in großen Chorszenen oder kleinen Soli, ob in Sprechparts oder flotten Songs: Die Kinder waren mit Konzentration, mit sichtlichem Spaß und auch mit so manchem Talent voll bei der Sache. Was sich da an gesanglichem Nachwuchs offenbarte, alle Achtung! Dabei galt es für diese Opernschüler, jede Menge an Text, an Melodien und an Rhythmus präsent zu haben.
Kater Moshe
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Die Märchenoper mit schönen, Musical tauglichen Melodien erzählt die abenteuerliche Geschichte vom Kampf zwischen der bösen Schattenfürstin Zerrzeck und dem freundlichen Reich des weisen Königs Olvomon. Mit Hilfe eines Raben stiehlt die Fürstin der Finsternis dem König seinen Zauberring und der Mann ist verloren. Wäre da nicht der kluge Hofgeigenkater Moshe.
Zusammen mit seinen Freunden, dem Maler-Käfer Ismail, dem Tanz-Wiesel Dana und dem Schauspieler-Rabe Jacob holen sie den Ring zurück und die Welt ist wieder im Lot.
Die Kinder spielen in märchenhaften Kostümen vor einer Kulisse, die die Lichtregie in immer neue Stimmungen versetzt.
Soziokulturelles Projekt
Den Erfolg von „Kater Moshe“ macht aber nicht nur die Aufführung aus. Als soziokulturelles Projekt haben Grundschulkinder, viele davon mit Migrationshintergrund, über Jahre hinweg Unterricht in Stimmbildung, Schauspiel und Bewegung bekommen. Haben Woche für Woche für Woche geprobt, u.a. in der Grundschule Vandalenstraße und im Tanzkubus der Ballettschule Swoboda.
Sieht der nicht aus wie ...? Ja, tut er! Der Mann, der da durchs Foyer des Kleinen Hauses im Musiktheater im Revier schlendert, sieht seinem berühmten Vater äußerst ähnlich. Igor Ustinov, 56-jähriger Sohn der britischen Schauspiel-Legende Peter Ustinov, lacht: „Klar, ich werde oft auf meinen Vater angesprochen.“
Igor Ustinov will die Arbeit seines Vater fortsetzen
Nervt ihn das? „Nein, überhaupt nicht, so lebt mein Vater schließlich weiter.“ Sir Peter lebt allerdings auch in seiner Stiftung weiter, die der zweifache Oscar-Preisträger 1999, sechs Jahre vor seinem Tod, gegründet hat. Der engagierte Unicef-Botschafter rückte immer wieder die Not der Kinder auf dieser Welt in den Blick der Öffentlichkeit. Diese Arbeit setzt Sohn Igor fort und unterstützte mit seiner Stiftung die Opera School und ihr Projekt „Kater Moshe“. Für die Premiere reiste der Bildhauer, der in seiner Freizeit auch gerne singt, eigens von seiner Wahlheimat Schweiz ins Revier. Er lobte das Gelsenkirchener Projekt, weil es sowohl die musikalische als auch die soziale Kompetenz von Kindern fördere: „Musik ist eine universelle Sprache“.
Die Stiftung stehe auf soliden Füßen, eine Pleite wie bei der Yehudi-Menuhin-Stiftung schließt er aus: „Wir haben eine andere Struktur.“ Angesichts der prächtigen Opern-Premiere war sich Igor Ustinov sicher: „Das hätte meinem Vater gefallen“.
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