Gelsenkirchen. .
Der Gelsenkirchener Komponist und Pianist Michael Gees ist vom Edinburgh Festival zurück gekehrt, wo er mit den beiden Tenören Christoph und Julian Prégardien nicht nur ein umjubeltes Konzert in der legendären Queen’s Hall, sondern auch einen Meisterkurs gab.
„Das Feedback war einfach überwältigend, der Konzertsaal war so überfüllt, dass die Leute stehen mussten. Und am Ende war sogar Jonathan Mills, der Direktor des Festivals, der unserem ungewöhnlichen Konzept zuerst sehr skeptisch gegenüber gestanden hatte, voll des Lobes“, berichtet Michael Gees.
Ungewöhnliche Wege zu gehen, das ist inzwischen zum Markenzeichen des Pianisten, der unter anderem auch Künstlerischer Leiter des Consol Theaters ist, geworden. Im Frühjahr 2011 hat er eine neue CD vorgelegt, die in diesen Tagen auf dem US-amerikanischen Markt erscheint. „ImproviSatie“ heißt die Scheibe, die mit diesem Titel das auf den Punkt bringt, was Michael Gees besonders gut beherrscht: Die Kunst der Improvisation.
Zwölf Werke des französischen Komponisten Erik Alfred Leslie Satie (1866-1925) hat sich der Gelsenkirchener Musiker zu eigen gemacht, hat sie verinnerlicht und dann um eigene musikalische Gedanken erweitert. So nimmt er den Zuhörer in rund 75 Minuten mit auf musikalische Kurzreisen in Sphären, die so nie zuvor zu hören waren. „Wenn man seine Fantasie fließen lässt und nicht verhaftet bleibt, in dem, was auf den Notenblättern steht, dann kann man die Kompositionen einfach weiterspinnen. Die Kompositionen Saties eignen sich übrigens ganz besonders für Improvisationen“, erklärt Michael Gees.
Musik unterliegt ständig einer Entwicklung
Skrupel, den alten Kompositionsmeistern damit ins Handwerk zu pfuschen, wischt Gees zur Seite: „Musik unterliegt ständig einem Entwicklungsprozess, die Aufführungspraxis wandelt sich. Und ich finde, dass sich Werke auch weiterentwickeln können, wenn sie längst in Noten festgehalten wurden.“
So nennt Michael Gees nun seine Versionen von Saties Stücken „meine Übersetzung“. Und auch, wenn die Werke in dieser Form vorher noch nie zu hören waren, kann man sie immer noch Satie zuordnen – an prägnanten Punkten kehrt Gees immer wieder zu den Originalkompositionen zurück.
Auf „ImproviSatie“ muss man sich einlassen, mit offenen Ohren, damit man die Musik genießen kann. Aus den Stücken spricht eine Leichtigkeit, auf der Gedanken einfach davon schweben können. Schon in Saties Werken ging es nicht um das Ankommen, sondern um den Weg dorthin. Michael Gees hat das verstanden.