Gelsenkirchen. .

Gisela Marcinowski (69) aus Bulmke-Hüllen und ihr Mann Herbert (74) finden keine Ruhe. Vor knapp zweieinhalb Jahren wurde ihre Mutter, bzw. seine Schwiegermutter auf dem Ostfriedhof in einem Gemeinschaftsgrabfeld beigesetzt. Seitdem beklagen sie sich über unzureichende Pflege des Feldes seitens Gelsendienste. „Wir mähen alle zwei Wochen“, sagt Pressesprecherin Stefanie Genthe. Schuld sei das „Treibhaus“-Wetter.

Gras und mindestens zehn verschiedene Sorten Unkraut stehen stellenweise 25 Zentimeter hoch. Vom Weg aus sind die flach eingelassenen Grabsteine zum Teil überhaupt nicht mehr auszumachen. „Man will ja keinen Golfrasen haben, aber das ist doch unmöglich“, zeigt Herbert Marcinowski auf das Gemeinschaftsgrabfeld am nordöstlichen Rand der letzten Ruhestätte in Bismarck. Seine Frau geht sogar noch weiter: „Menschenunwürdig“, nennt sie die Zustände. 912 Euro hat das Ehepaar dafür bezahlt, dass das Grab 25 Jahre lang gemäht wird – so wie jeder andere Angehörige von auf dem Feld Beerdigten auch. Dieses Jahr allerdings, so die Marcinowskis, sei das Gemeinschaftsgrab erst zwei Mal gemäht worden.

"Bei dem Wetter wächst alles wie im Treibhaus"

Gelsendienste bestreitet das. „Die Pflegeturnusse sind festgelegt. Es wird alle zwei Wochen gemäht“, sagt Sprecherin Stefanie Genthe. Am 8. Juni – laut den Marcinowskis der letzte Mähtag – sei eine „zusätzliche Mähung veranlasst“ worden. Wie erklärt sich Gelsendienste die Beschwerden des Ehepaars dann? „Bei dem Wetter wächst alles wie im Treibhaus. In zwei Wochen kann ganz schön was wachsen“, meint Stefanie Genthe.

Gisela und Herbert Marcinowski mähen das Grab mittlerweile selber. Auch andere Angehörige helfen sich jetzt selber. Eine Grabstätte etwa ähnelt einer Tonsur, weil das geschnittene Gras kreisförmig verteilt worden ist.

„Das Feld hat ein Maulwurf-Problem“

Mehrere Male haben sie Kontakt zu Gelsendienste aufgenommen, so das Ehepaar. Aber bis auf den Termin am 8. Juni sei nichts geschehen. „Die anderen Angehörigen schlagen auch die Hände überm Kopf zusammen.“ Das Unkraut auf dem Grab hätten sie selber ausgestochen. Wie kommt das Unkraut überhaupt dort hin? „Das Feld hat ein Maulwurf-Problem“, so Stefanie Genthe. Bei Ausbesserungsarbeiten sei Kompostboden aufgetragen worden. Und in dem hätten sich wohl „viele Gräser dazwischen“ befunden.

Gisela Marcinowski ist sichtlich aufgewühlt: „Das belastet. Ich finde überhaupt keine Ruhe mehr.“