Sein Projekt ist ein dezentrales Denkmal, eingebunden in den Alltag. „Dort, wo die Menschen ihren Lebensmittelpunkt hatten, ihre Heimat, ihre Wohnung“, schreibt der Künstler Gunter Demnig in der Anthologie „Vor meiner Haustür“, „wird Vergangenheit mit Gegenwart konfrontiert.“

Die Menschen – damit sind Opfer des Nationalsozialismus gemeint, die ermordeten oder vertriebenen Juden, Roma und Sinti, die Zeugen Jehovas, die Homosexuellen oder politsch Verfolgten. Und das Projekt des Gunter Demnig, das sind die inzwischeneuropaweit über 23 000 flächig im Trottoir am einstigen Wohnort verlegten „Stolpersteine“, die namentlich an die Opfer erinnern.

Demnigs Werk hat die Gelsenkirchener Verlegerin Ulrike Asche-Zeit eine Anthologie gewidmet, die sich bescheiden als „Begleitbuch“ ausgibt. „Vor meiner Haustür – Stolpersteine von Gunter Demnig“ (Arachne Verlag; 134 Seiten, 24 Euro) versammelt – neben Sachbeiträgen zu dem wohl größten dezentralen Mahnmal in Europa – literarische Texte, die Zeugnis geben vom Holocaust. Das Autorenverzeichnis liest sich wie ein Who’s Who der jüngeren nicht nur deutschen Literaturgeschichte: Imre Kertész und Primo Levi, Bert Brecht und Max Brod, Günter Anders, Nelly Sachs und Günter Kunert, Elisabeth Langgässer, Erich Fried und Hans Sahl. . . Natürlich fehlt in diesem Kontext das wohl berühmteste Klagelied nicht: die „Todesfuge“ von Paul Celan.

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Von DerWesten

Die wird Gelsenkirchens ehemaliger Generalintendant Ludwig Baum, neben anderen Gedichten und Prosatexten, vortragen, wenn am Mittwoch, 27. Oktober, die Buch-Neuerscheinung in einer Abendveranstaltung (19.30 Uhr) der Buchhandlung Junius vorgestellt wird (Sparkassenstraße 4). Peter Rose, ehemaliger Kulturdezernent, , spricht dann „Über die Notwendigkeit, sich zu erinnern.“

„Meine Kunst liegt jedem zu Füßen“, schreibt Gunter Demnig. In Gelsenkirchen ist das, von Heike und Andreas Jordan im Rahmen ihres gemeinnützigen Vereins „Gelsenzentrum e.V.“ initiiert und organisiert, bislang 19 Mal der Fall. 17 neue Stolpersteine sollen 2011 folgen: Die recherchierten Daten der Opfer, darunter erstmals ein 9-jähriges Euthanasieopfer, liegn zurzeit beim Institut für Stadtgeschichte zur Überprüfung.