Gelsenkirchen. . Zwei Frauen, die eine Leidenschaft teilen. Zwei Ballettsäle, die zu einem Theatersaal umgestaltet wurden, 99 angetane Gäste sowie zahlreiche stolze Gesichter: Das war die Erstaufführung des „Tanzkaleidoskops“ der Ballettschule Swoboda.
Für Eva Schindowski war es die Feuerprobe, stellte sich die 23-Jährige Tanzpädagogin, die seit November 2010 an der Ballettschule zeitgenössischen Tanz und Jazztanz unterrichtet, mit ihren Choreographien erstmals der Öffentlichkeit vor.
Auch für Gabriela Swoboda ein besonderer Moment. „Ich bin so aufgeregt wie seit 35 Jahren nicht mehr“, verriet sie vor der Aufführung. Die Tanzlehrerin führte die Tanzschule über drei Jahrzehnte in Eigenregie und gab nun erstmals den kreativen Part aus der Hand. „Interessant und schön“, so ihr Urteil. Beide Frauen müssen natürlich noch in ihre neuen Positionen hineinwachsen.
Neunteilige Tanzsuite
Ein Kaleidoskop verspricht es, schöne Formen zu sehen. Dergestalt bewegten sich die Tanzschüler ab zehn Jahren über die Bühne, zogen Kreise, bildeten Diagonalen und nutzten den Raum zu Musiken von Moby und Hopkins. Mal fließend, mal akzentuiert, dem Motto des zeitgenössischen Tanzes folgend: Alles kann, nichts muss. In einer neunteiligen Tanzsuite zum Thema Menschlichkeiten wurde die Diversität zwischenmenschlicher Beziehungen zum Ausdruck gebracht. Über das Medium Tanz vermochten es Tanznotation und Tänzer, Abwehr und Distanz sowie Zuneigung und Anziehungskraft zu verkörpern. Kein Wunder, wurden diese Choreographien von den Schülern mitentwickelt. „Eine sehr kreative Form der Auseinandersetzung“, weiß Swoboda, „für Schüler und Dozentin.“
Dass in der Tanzschule ein frischer Wind weht, wenn auch nur ein leichter, entgeht auch dem Publikum nicht. „Moderner als früher“, umschrieb es Ursula Müller, ihres Zeichens ehemalige „Garderobenmutter“. Tochter Stefanie tanzt seit nunmehr 27 Jahren bei Swoboda und gab am Samstag zu America die Anita aus der West Side Story. Die hat die 31-Jährige übrigens das erste Mal mit 15 getanzt. „Ich bin nervöser als früher“, gab sie zu Protokoll, „mit 15 bin ich anders auf die Bühne gegangen.“ Dass es bei Swoboda so viel Unterschiedliches zu lernen gebe, hätte die Schule schon immer ausgezeichnet, lobte Müller.
Neben den burlesken Darbietungen aus Cabaret und dem Big Spender war America der temperamentvolle Abschluss der Aufführung.