Gelsenkirchen. . Sie gilt ein bisschen als die Stiefschwester der großen Oper: die Operette. Das MiR widmete ihr am Sonntag gleich eine ganze Gala. Die Musiker der Neuen Philharmonie Westfalen präsentierte die Kunstform mit viel Witz und musikalischem Feuer.

Wer mag schon jeden Tag zuckersüße Sahnetörtchen schlecken? Aber ab und zu ein köstliches Naschwerk, das lässt sich fast jeder gerne auf der Zunge zergehen. Das Musiktheater im Revier gönnt seinem Publikum nun, kurz vor dem Saisonende, eine solche göttliche Verlockung in Form von leicht verdaulicher, melodienseliger und überschäumend beschwingter Kost – von Spitzenköchen angerichtet.

Die Zuhörer ließen sich gerne verführen und erklommen mit den Künstlern jubelnd den Operettenolymp. Himmlisch! Eine Gala für die Operette, ein Genuss für die Freunde der leichten Muse, eine Hommage an ein Genre, das, immer wieder totgesagt, doch erstaunlich lebendig und quirlig und auf jeden Fall unterhaltsam daherkommt. Ein Best of Operette, einer Musiktheaterform, die, von einem Teil des Publikums, immer wieder herbei gesehnt, doch nur noch selten auf den Bühnen serviert wird.

Zehnköpfiges Gesangsensemble

Altbacken, angestaubt? Pustekuchen. Ein wenig plüschig durchaus, nostalgisch sicher. Mit Verve, Witz, musikalischem Feuer und hörbarer Freude demonstrierten die Musiker der Neuen Philharmonie Westfalen unter der aufmerksamen Leitung von Kapellmeister Bernhard Stengel die hohe Schule der populären Kunst. Leichtfüßig nahmen sie die Unterhaltung ernst.

Ein zehnköpfiges Gesangsensemble gab kusswütigen Charmeuren, gewieften Kurtisanen, armen Bettelstudenten und protzigen Herzogen eine wohlklingende Stimme. Jacques Offenbach – eine Offenbarung, gleich zu Beginn mit seiner schwungvollen Ouvertüre zum „Pariser Leben“.

Und dann holten Musiker und Sänger Schlag auf Schlag die Sterne vom Operettenhimmel. Da fehlten weder Carl Zellers „Ich bin die Christel von der Post“, die Karola Pavone mit kesser Ironie interpretierte, noch Carl Millöckers „Ach, ich hab sie ja nur auf die Schulter geküsst“ mit einem wunderbaren Joachim G. Maass oder Emmerich Kálmáns „Ganz ohne Weiber geht die Chose nicht“ mit einem geschmeidig-witzigen E. Mark Murphy und den Damen des Opernchores.

Wenige Requisiten

Zum absoluten Hörgenuss gerieten vor allem Duette wie „Rose der Prärie“ mit Petra Schmidt und Lars-Oliver Rühl oder „Mausi, süß warst du heute Nacht“ (Pavone, Murphy). Ein „sprudelndes Vergnügen“, so der Moderator, bereitete Almuth Herbst als Gräfin von Gerolstein.

Die Nummernrevue der schönsten Melodien kam mit nur wenigen Requisiten aus, hier ein paar Rosen, dort Champagnerkelche, und einem Moderator, der Hit für Hit auf eine Perlenkette schnürte. Monty Arnold, bekannt aus dem „Quatsch-Comedy-Club“, führte plaudernd durchs Programm. Nach schweren Brocken wie Wagners „Rheingold“ oder Brittens „War Requiem“ gelang dem MiR mit dem Operettenolymp ein herrlich federleichtes Dessert.